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Die Bundeshauptstadt

10. Bezirk - Wiener Hauptbahnhof

Der Wiener Hauptbahnhof ist ein im 10. Gemeindebezirk Wiens (Favoriten) beim Südtiroler Platz gelegener Bahnhof, der die Süd-, Ost- und Laaer Ostbahn auf dem Areal des ehemaligen Südbahnhofs verknüpft. Da die Westbahn über den Lainzer Tunnel angebunden ist und Züge der Nordbahn über die Laaer Ostbahn zum Hauptbahnhof geführt werden können, kann der Bahnhof den Fernverkehr in alle Richtungen abwickeln.

Die Inbetriebnahme erfolgte, dem Baufortschritt entsprechend, in mehreren Etappen. Der erste Teil wurde am 9. Dezember 2012 eröffnet. Mit Fahrplanwechsel Dezember 2013 und Dezember 2014 wurden jeweils zusätzliche Verbindungen zum Hauptbahnhof geführt. Die offizielle Eröffnung des Hauptbahnhofes und der BahnhofCity erfolgte am 10. Oktober 2014.
Seit der Vollinbetriebnahme am 13. Dezember 2015 fahren alle durch Wien verkehrenden ÖBB-Fernverkehrszüge den Hauptbahnhof an; sämtliche Funktionen des Bahnhofs sind in Betrieb. Wien erhielt damit zum ersten Mal in der Geschichte der Stadt einen Hauptbahnhof.

Täglich frequentieren 145.000 Passagiere den Wiener Hauptbahnhof. Pro Tag halten 1.100 Züge. Er ist somit der meistfrequentierte Fernbahnhof Österreichs.

Geschichte:
Planung: Überlegungen für einen Zentralbahnhof in Wien gehen bis in die 1870er Jahre zurück, meist mit den Planungen für die Wiener Stadtbahn verbunden. Weitergehende Projekte aus den Jahren 1960 bis 1990 wurden verworfen. Mit der Zeit kristallisierte sich der Standort des Südbahnhofs als Standort für einen Hauptbahnhof heraus.

Das konkrete Vorhaben wurde im Juni 1995 von Planungsstadtrat Hannes Swoboda und ÖBB-Generaldirektor Helmut Draxler der Öffentlichkeit vorgestellt. Ein Schweizer Architekturbüro hatte zuvor den Gestaltungswettbewerb gewonnen. Das Konzept sah eine unterirdische Nahverkehrsetage mit vier Bahnsteigkanten und einen oberirdischen Bereich mit sechs Bahnsteigkanten für den Fernverkehr vor.

Als erste Baustufe war für drei Milliarden Schilling (etwa 210 Millionen Euro) ein unterirdischer viergleisiger Durchgangsbahnhof für die S-Bahn vorgesehen. Für weitere 2,5 Milliarden Schilling (etwa 180 Millionen Euro) sollte darüber später ein sechsgleisiger oberirdischer Fernbahnhof entstehen. Daneben wurden verschiedene ergänzende Maßnahmen im Eisenbahnknoten Wien als notwendig erachtet, deren Kosten nicht beziffert wurden.

1995 wurde ein Expertenverfahren für einen neuen Zentralbahnhof eingeleitet. Das Siegerprojekt des Architekten Theo Hotz scheiterte unter anderem an hohen Kosten.

2003 unterzeichneten Bund, Stadt Wien und ÖBB eine Absichtserklärung, das Projekt Durchgangsbahnhof Wien gemeinsam zu realisieren. Zur Gestaltung des geplanten neuen Stadtteils wurde 2004 ein internationales Expertenverfahren für den Masterplan Stadtteil Wien Südbahnhof ausgeschrieben. Der daraus hervorgehende Masterplan Bahnhof Wien – Europa Mitte (zeitweise trug das Projekt diesen Namen) wurde vom Wiener Gemeinderat einstimmig beschlossen. Er sah ein Bauvolumen von rund einer Million Quadratmeter Bruttogeschoßfläche vor, darunter 550.000 m² Büroflächen. 5.000 Wohnungen für 13.000 Menschen sollten ebenso entstehen wie 8 Hektar Park.

Das Projekt war als Vorhaben 8/9 in dem im Oktober 2003 vorgelegten Masterplan Verkehr 2003 der Stadt Wien enthalten. Die Realisierung war bis 2011 vorgesehen. Die damalige Planung war gegenüber vorherigen Planungen reduziert worden und sah noch zehn Bahnsteiggleise vor, davon zwei für den Stadtschnellbahnverkehr, sowie zwei bahnsteiglose Durchfahrgleise.

Dem ÖBB-Aufsichtsrat wurde das Projekt bei seiner Sitzung vom 12. Oktober 2006 zur Beschlussfassung vorgelegt. Die veranschlagten Gesamtkosten wurden dabei von zuvor 420 auf 660 Millionen Euro angehoben. Da das Finanzierungskonzept für die Mehrkosten fehlte, wurde keine Entscheidung getroffen. Da andererseits auch kein Beschluss gegen das Projekt gefasst wurde, sah der Vorsitzende des Aufsichtsgremiums, Martin Huber, die grundsätzliche Befürwortung seitens des Gremiums gegeben und ließ die Bauarbeiten beginnen. Die Stadt Wien schätzte die Gesamtkosten Ende 2006 auf 850 Millionen Euro.

Ende 2007 wurden für das gesamte Projekt die notwendigen behördlichen Genehmigungen beantragt. 2008 waren alle Genehmigungsverfahren abgeschlossen.

Konzept: Anstelle der zwei durch ein gemeinsames Aufnahmsgebäude verbundenen, annähernd rechtwinklig zueinander stehenden Kopfbahnhöfe des so bis 2009 betriebenen Süd- und Ostbahnhofs wurde ein in der Diagonale der beiden Hauptstrecken situierter Durchgangsbahnhof gebaut. Somit können Fernzüge von der Westbahn nach Ungarn und zum Flughafen Wien weitergeführt werden, ebenso wie Züge von der Südbahn nach Tschechien und in die Slowakei.

Dadurch soll Reisenden eine Reisezeitverkürzung von rund 40 Minuten ermöglicht werden. Im für den Richtungsbetrieb ausgelegten Hauptbahnhof sollen alle Fernverkehrszüge sowie die Regionalzüge – außer jener der Westbahn und der Franz-Josefs-Bahn – zusammengeführt werden.

Der Bahnhof soll als Taktknoten für Österreich dienen, wobei Fernzüge zur vollen und halben Stunde Anschlüsse in den Achsen Nord-Süd, West-Ost und zum Flughafen bieten. Das Wenden von Zügen soll entfallen, Leerfahrten sollen reduziert werden. Durch die Reduktion von Fahrstraßenkonflikten und die Verkürzung von Fahrzeiten soll die Kapazität gegenüber den bisherigen Anlagen erhöht und der Flächenbedarf reduziert werden. Für internationale Fernzüge ist eine Haltezeit von drei Minuten vorgesehen.

Die zehn Bahnsteigkanten des oberirdischen Teils des Hauptbahnhofs ersetzen 18 Bahnsteigkanten des letzten Südbahnhofs. Die Wartungs- und Serviceeinrichtungen wurden an einem Standort konzentriert. Die Gesamtlänge der Gleise sowie die Anzahl der Weichen für die gesamte Anlage (einschließlich Wartungsareal) ging um etwa 30 Prozent zurück.

Mit Vollinbetriebnahme sollen auf den Gleisen 3 bis 12 insgesamt 309 täglich verkehrende Planzüge verkehren, weitere rund 200 nur an bestimmten Tagen oder saisonal. Daneben sind Leerzug-, Lokomotiv- und Güterzugfahrten durch den Hauptbahnhof vorgesehen. Insgesamt sollen 1.105 Züge und 120.000 Menschen pro Tag den Bahnhof nutzen. Für das Jahr 2025 werden, laut einer Prognose aus 2008, pro Tag etwa 150.000 Fahrgäste und Besucher erwartet.

Bau: Insgesamt fielen seit 2009 rund 1.020.000 m³ Aushub- und 830.000 m³ Schüttmaterial an. Auf 20.000 Laufmetern Bohrpfählen wurde 370.000 m² Schalung aufgebaut, in die 285.000 m³ Beton gefüllt und mit 38.000 Tonnen Bewehrungsstahl verarbeitet wurden.

Vorarbeiten: Die provisorische Station Südbahnhof (Ost) war von Dezember 2009 bis Dezember 2012 in Betrieb und wurde danach abgetragen. Der Flächenwidmungs- und Bebauungsplan für das laufende Projekt mit einer Gesamtfläche von 109 Hektar wurde 2006 vom Wiener Gemeinderat im Einvernehmen mit den Österreichischen Bundesbahnen als Bauherr des Bahnhofes und Grundbesitzer beschlossen. Weiters startete 2006 die Einreichphase und die strategische Umweltprüfung. Der Spatenstich für die Vorarbeiten sowie für den Umbau der bestehenden großteils unterirdischen Verkehrsstation Südtiroler Platz erfolgte 2007.

Der 12. Dezember 2009 war der letzte Betriebstag des Südbahnhofs für die Südbahn, am 13. Dezember 2009 wurden die alte Aufnahmshalle sowie die Bahnsteig- und Gleisanlagen des Südbahnhofes geschlossen und anschließend abgetragen. Züge der Südbahn verkehrten dann nur bis zum Bahnhof Wien Meidling. Die Bahnsteige der Ostseite wurden um ca. 150 Meter verkürzt, und auf Höhe der Schweizer-Garten-Straße wurde ein (inzwischen wieder entfernter) provisorischer Bahnhof mit dem Namen Wien Südbahnhof (Ostbahn) errichtet. Nahverkehrszüge der Ostbahn fuhren bis 8. Dezember 2012 dieses Provisorium an, Fernverkehrszüge wurden mit Halt in Meidling zum Westbahnhof geführt oder nach Wiener Neustadt (Südbahn) verlängert. Die unterirdische S-Bahn-Haltestelle Wien Südbahnhof blieb in Betrieb; sie erhielt statt der Zugänge aus dem Südbahnhof neue Zugänge aus dem Schweizergarten, Ecke Arsenalstraße, und wurde am 9. Dezember 2012 in Wien Quartier Belvedere umbenannt. Auch die Haltestellen der Straßenbahnlinien O und 18 wurden dorthin verlegt.

Hauptbauphase: Die Hauptbauphase des Bahnhofs begann im Frühjahr 2010. Möglichkeit zur Information über das Projekt Hauptbahnhof Wien, über den aktuellen Baufortschritt und den Überblick über das gesamte zu bebauende Areal bot das Infozentrum Bahnorama, ein 66,72 Meter hoher, 150 Tonnen schwerer Aussichtsturm, errichtet aus 160 Kubikmeter österreichischem Fichtenholz. Ab 19. August 2010 bis zur Schließung per Ende 2014 war das Infozentrum öffentlich zugänglich (10., Favoritenstraße 51). Von der Turmplattform in 40 Meter Höhe konnten der neue Bahnhof, die beiderseits des Bahnhofs in Bau befindlichen neuen Stadtteile und die bestehenden Begrenzungen des Areals (Wiedner Gürtel, Schweizergarten, Arsenal, Gudrunstraße und Sonnwendgasse) betrachtet werden. Das Bahnorama wurde von mehr als 300.000 Besuchern frequentiert. Die Holzturmkonstruktion sollte ursprünglich 2015 vom neuen Eigentümer abgetragen und an anderer Stelle wieder errichtet werden, musste letztlich jedoch im Jahr 2016 von der Stadt Wien nach mehreren erfolglosen Abrissbescheiden zwangsweise abgerissen werden.

2011 wurden die Tragwerke der ersten Sektion der Bahnsteigüberdachung errichtet und die Gleisbauarbeiten begonnen. Die rund 25.000 Quadratmeter große rautenförmige Dachkonstruktion überdeckt die Bahnsteige 3 bis 12. Im Frühjahr 2012 wurden die ersten drei Gleise fertiggestellt, die ab dem 6. August 2012 die zuvor eingerichtete provisorische Baustellendurchfahrt ersetzen. Am 9. Dezember 2012 erfolgte die Teilinbetriebnahme der oberirdischen Anlagen. Zeitgerecht wurde dafür der an die Sonnwendgasse anschließende südliche Bahnhofsvorplatz (der Am Hauptbahnhof benannt wurde) fertiggestellt.

Im Anschluss begannen die Arbeiten an sechs weiteren Bahnsteiggleisen, der Haupthalle nördlich der Gleise (beim Südtiroler Platz) und an den neuen Gleisanlagen samt Brücken im Bereich östlich des Hauptbahnhofes. Durch das aus betrieblichen Gründen bis Dezember 2012 nötige Bahnhofsprovisorium Südbahnhof (Ost) konnte erst nach dessen Abriss mit den Bauarbeiten begonnen werden. Ein wichtiges Projekt an der Ostseite stellte das Unterwerfungsbauwerk von der Südseite des Hauptbahnhofes zur Marchegger Ostbahn dar. Überlegungen für einen Zentralbahnhof in Wien gehen bis in die 1870er Jahre zurück, meist mit den Planungen für die Wiener Stadtbahn verbunden. Weitergehende Projekte aus den Jahren 1960 bis 1990 wurden verworfen. Mit der Zeit kristallisierte sich der Standort des Südbahnhofs als Standort für einen Hauptbahnhof heraus.

Fertigstellung: Im Februar 2014 wurde die Dachgleiche der Haupthalle beim Südtiroler Platz gefeiert. Die Geschäftsflächen wurden im Oktober 2014, noch vor Beginn des Weihnachtsgeschäfts, an die Mieter übergeben. Bis Dezember 2015 wurden die Gleisanlagen an der Ostseite fertig gebaut und erreichten damit ihre volle Kapazität.

Inbetriebnahme: Am 9. Dezember 2012 wurde der in Bau befindliche Hauptbahnhof im oberirdischen Bereich mit vier Bahnsteiggleisen und einem Durchfahrtsgleis in Teilbetrieb genommen und vor allem von Zügen des Ostbahn-Nahverkehrs bedient. Die offizielle Eröffnung des Hauptbahnhofes und der BahnhofCity mit ihren 90 Geschäften und Gastronomiebetrieben erfolgte am 10. Oktober 2014 durch Bundespräsident Heinz Fischer. Damit wurde vorrangig eine Marketingmaßnahme vollzogen. Der Übergang vom Teilbetrieb in den Vollbetrieb der Eisenbahn-Infrastruktur für den Bahnbetrieb und für die Bahnkunden erfolgte ein Jahr später, mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2015.

Seit 14. Dezember 2014 halten alle ÖBB-Fernzüge aus und in den Norden, Osten und Süden am Hauptbahnhof. Ebenso starten bzw. enden dort seither alle Nachtreisezüge. Railjet und InterCity-Kurse aus dem Westen endeten noch bis 12. Dezember 2015 am Westbahnhof; jene Linien, die von dort aus nach Budapest verkehrten, erhielten allerdings schon einen zusätzlichen Halt am Hauptbahnhof.

Mit 13. Dezember 2015 wurde die Voll-Inbetriebnahme und damit die Fertigstellung des gesamten Projekts vollzogen. Seit diesem Zeitpunkt wird der gesamte ÖBB-Fernverkehr vom Hauptbahnhof aus geführt; der Westbahnhof wurde zu einem für den Nahverkehr in und aus dem westlichen Niederösterreich wichtigen ÖBB-Regionalbahnhof. Das Eisenbahn-Verkehrsunternehmen WESTbahn Management GmbH bedient ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2017 stündlich nicht mehr nur den Westbahnhof, sondern auch den Hauptbahnhof.

Bahnhof:
Anlage: Der Hauptbahnhof ist oberirdisch über nördlich und südlich der Gleisanlagen gelegene Zugänge erreichbar, welche durch eine breite Passage unterhalb der Bahnsteigebene verbunden sind.

Haupteingang beim Südtiroler Platz: Im Norden befindet sich die vom Südtiroler Platz aus nur zu Fuß zugängliche Haupthalle (sie hat einen kleineren zweiten Eingang von der Gertrude-Fröhlich-Sandner-Straße aus). Beide Eingänge liegen an der westlichen Seite des Bahnhofs. Durch beide Eingänge gelangt man in die 11 m hohe Haupthalle. Sie erstreckt sich bis zur Gertrude-Fröhlich-Sandner-Straße, 130 m entlang des Bahnkörpers, auf 4.200 m². Glasflächen im Deckenbereich sowie Richtung Bahnsteigebene erlauben direkten Blick auf den Gleisbereich.

Halle Ost: Ein weiterer Eingang befindet sich am östlichen Bahnsteigende unter dem Tragwerk in der Karl-Popper-Straße. Hier befindet sich auch eine separate kleinere Verteilerhalle, die Halle Ost.

Eingang bei der Sonnwendgasse: Der südliche Eingang beim Am Hauptbahnhof benannten südlichen Vorplatz, ebenfalls an der Westseite des Bahnhofs gelegen, ist (im Gegensatz zum Haupteingang) von der Sonnwendgasse, der Gertrude-Fröhlich-Sandner-Straße und der Gerhard-Bronner-Straße aus auch für den Individualverkehr erreichbar. Hier befinden sich auch ein Taxistandplatz sowie Kiss and ride-Plätze.

Infrastruktur: Der Bahnhof nimmt mit den anschließenden Gleisanlagen eine Fläche von etwa 50 Hektar ein.

Unterhalb der Bahnanlagen sind Unterführungen für öffentlichen und privaten Verkehr gebaut worden. Entlang der nördlichen Längsseite des Bahnhofs führt östlich der Haupthalle die Canettistraße zum Schweizergarten, entlang der südlichen Längsseite bilden Am Hauptbahnhof und die Gerhard-Bronner-Straße eine Verbindung von Südtiroler Platz bzw. Sonnwendgasse zur Alfred-Adler-Straße, die 10. und 3. Bezirk durch das Neubaugebiet (und unter den neuen Gleisen durch) verbindet. Insgesamt sind drei Unterführungen, die so genannte Südbahnhofbrücke (eigentlich auf ehemaligem Ostbahnareal, aber zur Erinnerung an den Bahnhofsnamen benannt) und der Arsenalsteg vorgesehen, um die Stadtteile beiderseits des neuen Bahnhofsareals zu verbinden. Die Tragwerke von Brücke und Steg waren Ende 2011 bereits in Position, die Zufahrtswege wurden großteils erst 2015 fertiggestellt.

Im Bahnhof selbst stehen 14 Personenkassen, 22 Fahrkartenautomaten und mehrere Informationsschalter zur Verfügung. Im Innenbereich sind mehr als 800 Sitzplätze allein in konsumfreien Zonen, eine ÖBB-Lounge und ein interreligiöser Andachtsraum vorgesehen. In der Tiefgarage finden etwa 630 Pkw Platz. Die verschiedenen Ebenen sind mit Hilfe von Stiegenanlagen, 29 Rolltreppen sowie 14 Personen- und fünf Lastenaufzügen verbunden. Das Gesamtgelände umfasst auf einer Länge von 6 km 100 km Gleise mit 330 Weichen und 8 km Lärmschutzwänden.

Der Hauptbahnhof und der weiter westlich gelegene Bahnhof Wien Meidling arbeiten betrieblich als zusammenhängende Einheit, die Züge halten an beiden Stationen.

Der Hauptbahnhof hat April 2016 eine Radstation für Radfahrer bekommen.

Bahnsteige: Der Hauptbahnhof verfügt in Hochlage über fünf je 12,5 m breite Mittelbahnsteige mit je zwei Gleisen sowie zwei Durchfahrtsgleise ohne Bahnsteig. Alle Bahnsteiggleise können auf Grund ihrer Länge von mehreren Zügen besetzt werden. Entsprechend der Bahnsteignummerierung der ÖBB wurden diese zehn Bahnsteige bzw. Gleise von Nord nach Süd mit 3 bis 12 bezeichnet, da die Nummern 1 und 2 für die unterirdische Regional- und S-Bahn-Station vergeben worden sind.

Die Bahnsteigbelegung ist folgendermaßen:
Die Seitenbahnsteige 1 und 2 (Bahnsteiglänge 210 m) dienen den Regional- und S-Bahn-Zügen auf der S-Bahn-Stammstrecke
Die Bahnsteige 3 und 4 (340 m) dienen vornehmlich der S-Bahn-Linie S80 (Hütteldorf–Aspern Nord) sowie Regionalzügen Richtung Marchegg und Bratislava Hbf.
Die Bahnsteige 5 und 6 (420 m) dienen vornehmlich den Fernzügen Richtung West- und Südbahn und den REX-Zügen der Pottendorfer Linie über Ebenfurth.
Die Bahnsteige 7 und 8 (450 m) dienen vornehmlich den Fernzügen Richtung West- und Südbahn
Die Bahnsteige 9 und 10 (450 m) dienen vornehmlich den Fernzügen Richtung Nord- und Ostbahn sowie Richtung Flughafen
Die Bahnsteige 11 und 12 (450 m) dienen vornehmlich der S-Bahn-Linie S60 (Wr. Neustadt–Bruck/Leitha) sowie Regionalzügen Richtung Burgenland
Die zwei für Güterzüge gewidmeten Durchfahrtsgleise ohne Bahnsteige befinden sich zwischen den Gleisen 8 und 9 sowie am südlichen Rand in Anschluss an Gleis 12; sie dienen als Ersatz für den aufgelassenen Steudeltunnel.

Autoreisezuganlage: Im östlich an der Arsenalstraße gelegenen Terminal Wien Hauptbahnhof Autoreisezug (Bahnsteig 13–16) werden seit dem 14. Juni 2014 Züge abgefertigt. Seit dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2014 werden alle Autoreisezüge vom neuen Terminal aus geführt. Während des Tages warten hier auch manchmal Railjets und andere Fernzüge auf ihren Einsatz. Die Anlagen am Westbahnhof und in Wien Matzleinsdorf wurden aufgelassen. Bis zur Fertigstellung des endgültigen Straßennetzes erfolgt die Zufahrt von Süden über Gudrunstraße und Laimäckergasse.

Einkaufszentrum: Das in der Bahnhofshalle und unter der Gleiszone untergebrachte Einkaufszentrum wird wie im Westbahnhof unter dem Namen BahnhofCity vermarktet. Auf 20.000 m² wurden Flächen für Handel, Dienstleistungen und Gastronomie geschaffen. Das Zentrum beherbergt rund 90 Betriebe auf zwei Ebenen und einen Food-Court. Die Eröffnung erfolgte am 10. Oktober 2014.

Im Februar 2017 beklagten Mieter, dass die Frequenz statt erwarteter 120.000 nur 80.000 Personen pro Tag beträgt. Mehrere große Mieter sind in den vergangenen Monaten ausgezogen. Mit 6 % von 90 Mietern führen die ÖBB Gerichtsverfahren etwa wegen ausstehender Mietenzahlungen auf Räumung. Die Mieten sind fast so hoch wie in der Mariahilfer Straße. Bemängelt wurde auch, dass die ÖBB selbst Vermittlungsprovision für Mietverträge verrechnet haben.

Betriebsstützpunkt Matzleinsdorf: Das betriebliche Zentrum des Hauptbahnhofs liegt südlich der S-Bahn-Haltestelle Wien Matzleinsdorfer Platz. Von hier aus werden alle Fernverkehrszüge bereitgestellt. Ebenso erfolgt dort die Reinigung und Versorgung (bspw. Catering, Ausstattung der Schlafwagen) der Zuggarnituren. Das Areal wurde in den Jahren 2008 bis 2010 errichtet, umfasst auf rund 10 ha Gleisanlagen unter anderem Abstellanlagen für Lokomotiven und Reisezugwagen und den sogenannten Hightech-Stützpunkt Matzleinsdorf der Dienststelle ÖBB-Technische Services. Eine weitere Wende- und Abstellmöglichkeit befindet sich östlich des Hauptbahnhofs bei der Autoreisezuganlage.

Architektur: Da der Bahnhof in enger Abstimmung mit den um ihn entstehenden neuen Stadtvierteln geplant worden ist, fanden wesentliche Leitbilder auch in der Neuerrichtung der Verkehrsstation Berücksichtigung. Beispielsweise wurde der Idee von der Auflösung der Barrierewirkung innerhalb der Stadt, wie sie durch die ehemaligen Bahnhöfe und deren Gleisanlagen gegeben war, auch beim Neubau Rechnung getragen. So besitzt der Bahnhof keine Schauseite, also keine klassische Vorder- oder Rückseite. Die Schaffung zweier gleichberechtigter Vorplätze (Nord und Süd) soll verhindern, dass sich eine Seite negativ entwickelt bzw. weniger belebt ist als die andere. Bautechnisch schwierig war, dass die höchsten Lasten (der Zugverkehr) im obersten Geschoß auftreten und im gesamten Bauwerk entsprechende Bewegungen verursachen. Die Gleisebene ist aus diesem Grund als Brückentragwerk ausgeführt und steht auf Lagern.

Bahnsteigüberdachung: Das Dach über den Bahnsteigen ist eine offene Konstruktion bestehend aus 2 Hälften. Eine Hälfte, das sogenannte „Rautendach“, besteht von oben gesehen aus 5 Reihen abwechselnd geneigter Trapezflächen, die pro Reihe so halb-versetzt sind, dass zwischen den Dachflächen eine vertikale Öffnung entsteht, die verglast ist und Licht unter das Dach bringt. Zusätzlich existieren zwischen 2 Zwillingsstützen 6 Meter × 30 Meter große Oberlichter an den höchsten Punkten der Dachflächen. Die Unterseite der Dachkonstruktion ist in Dreiecksflächen aufgelöst, wobei diese zu den Zwillingsstützen hin geneigt sind. Zum Südtiroler Platz verjüngt sich dieses Ensemble von Dachflächen, der Südbahn folgend. In einer Raute sind 2.300 Träger und 13.500 Blechzuschnitte verarbeitet. Das „Rautendach“ ist rund 200 Meter lang und 120 Meter breit. Die andere Hälfte des Daches besteht aus Flachdächern, die sich am östlichen Ende nach oben schwingen und ebenfalls von unterschiedlich facettierten Zwillingsstützen getragen werden. Die Bahnsteige liegen etwa 7 Meter, der höchste Dachflächenpunkt etwa 23 Meter über Straßenniveau. Die sichtbare Fläche des Daches umfasst 31.000 m², das Innere besteht aus Stahlfachwerk. Die Konstruktion, in welcher etwa 7000 Tonnen Stahl verbaut sind, wurde von der Firma Unger Stahlbau realisiert und mit dem Österreichischen Stahlbaupreis 2013 ausgezeichnet.

Die Formfindung, bspw. auch die Höhenversetzung der Dachkonstruktion, wurde von den Architekten aber schon alleine aufgrund von technischen Notwendigkeiten beeinflusst. So fördern die horizontalen Fenster zwischen den Rauten nicht nur den Tageslichteinfall, sondern boten auch die Möglichkeit Brandrauchentlüftungen zu integrieren ohne die Dachhaut (wie bspw. am Bahnhof Wien Praterstern) zu perforieren.

Innenausbau: Die Gestaltung des Innenausbaus soll das subjektive Sicherheitsgefühl verstärken und die bisher an Süd- und Ostbahnhof präsente Obdachlosen- und Drogenszene fernhalten. So gibt es beispielsweise offene Hallen und breite Stiegenanlagen anstatt Nischen und engen Passagen. Die Lichtausgestaltung wie auch der Einsatz von Tageslichtöffnungen in Böden und Decken, welche vom Bahnsteig bis in die Tiefgarage durchgehen, sollen eine durchwegs angenehme Atmosphäre schaffen. Auch die Anordnung der Handelsflächen nimmt auf diesen Wunsch Rücksicht, so sollen Geschäfte, welche alkoholische Getränke verkaufen, nicht in den Eingangsbereichen angesiedelt werden. Derartige Maßnahmen finden beispielsweise auch beim umgebauten Westbahnhof Anwendung.

Im Innenausbau wurden vermehrt hochqualitative Materialien verarbeitet. Naturstein- und Glasflächen sollen nicht nur optisch ansprechend sein, sondern auch Erhaltungskosten und Vandalismusschäden gering halten. Im Wand- und Bodenbereich wurde Serpentinit in „Tauerngrün“, ein Gestein aus Österreich, verarbeitet. Einbauten wie Hinweisschilder, Türen und Löschwasserhydranten sind in die Wände integriert. Der Anschlussbereich zwischen Boden und Wand ist in einem dunkleren Farbton gehalten und wurde als geschliffene Hohlkehle ausgeführt. Eine Ausnahme bilden die Aufgänge zu den Bahnsteigen, welche mit reflektierendem schwarzem Glas verkleidet sind.

Umwelt- und Haustechnik: Der Hauptbahnhof Wien wird mit Fernwärme und Fernkälte versorgt. Dabei bedient die Fernkältezentrale von Wien Energie am Hauptbahnhof neben der Verkehrsstation unter anderem auch die ÖBB Konzernzentrale nebenan und weitere Bauprojekte in den Stadtentwicklungsgebieten um den Bahnhof. Sie besteht aus der Kältezentrale mit Kühlmaschinen unter dem Gleiskörper, aus Kühltürmen zur Rückkühlung im Schweizergarten und dem eigentlichen Rohrnetz. Bei einer Leistung von 20 Megawatt in der ersten Ausbaustufe kann eine Fläche von 400.000 m² klimatisiert werden. In der Kältezentrale Hauptbahnhof werden neben sehr effizienten elektrischen Kältemaschinen auch die Absorptionskältemaschinen eingesetzt, welche die Wärmeenergie aus der Müllverbrennung in Kälteenergie umwandeln.

Ein Viertel der Heiz- und Kühlenergie soll außerdem über Geothermie bezogen werden.

Die östlichen Flachdachbereiche der Bahnsteigüberdachung wurden mit einer 1.200 m² großen Photovoltaikanlage bestückt. Die dabei gewonnene Energie soll in die Beleuchtung des Bahnhofs eingespeist werden.

Das Projekt Hauptbahnhof Wien der ÖBB Holding AG erhielt 2014 den Umweltpreis der Stadt Wien. Ausschlaggebend dafür war die Energieeffizienz des Verkehrsbauwerks an sich, wie auch die nachhaltige Baustellenabwicklung. Ein Großteil des Abbruchmaterials des Süd- und Ostbahnhofs wurde direkt vor Ort wiederverwendet bzw. auf dem Schienenweg verbracht.

Im Hohlraum unter dem Dach der Halle Nord befindet sich eine der drei Haustechnikzentralen. Hier sind die Heiz- und Kühlsysteme, wie auch die Brandschutzanlage untergebracht. Sie besteht unter anderem aus 90.000 m² Lüftungskanälen, 16 Brandentrauchungssystemen, etwa 1.800 Brandschutzklappen, 4.500 Brandmeldern und rund 15.000 Sprinklerköpfen.

Kunst: Am 29. September 2014 wurde ein von einer Dachecke des zweiten Südbahnhofs stammender, 1873 entstandener geflügelter Markuslöwe aus Sandstein beim Haupteingang des Bahnhofs in restauriertem Zustand wieder aufgestellt; aus Erhaltungsgründen im Inneren der Halle. Ursprünglich wurden 1873 vom Bildhauer Josef Leimer acht derartige Skulpturen für das Dach des zweiten Wiener Südbahnhofs geschaffen, als Symbol für die Zugverbindung nach Venedig. Sechs der acht geflügelten Steinlöwen wurden im Krieg zerstört, der zweite der beiden erhaltenen Löwen steht im Park von Schloss Laxenburg (siehe auch Laxenburg). Der nun wieder aufgestellte Löwe war mit Beginn der Fußballeuropameisterschaft im Jahr 2008 aus der Bahnhofshalle des dritten Südbahnhofs entfernt worden.

Die Medieninstallation „Einen Augenblick Zeit“ von Hofstetter Kurt, die von 1994 bis 2009 im dritten Südbahnhof aufgestellt war, wurde leihweise dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe übergeben und soll im neuen Hauptbahnhof ebenfalls wieder aufgebaut werden.

In der unterirdischen Passage, die die Haupthalle des Bahnhofs mit der S-Bahn-Station und der U1-Station verbindet, befindet sich eine permanente Installation mit dem Titel „SUED“, vier Wandbilder, die 2012 vom Konzeptkünstler Franz Graf gestaltet und als Digitaldruck auf Glas ausgeführt wurden.

Neue Stadtteile: Durch den Abriss des Südbahnhofs, die Entfernung alter Gleisanlagen, Absiedlung des Frachtenbahnhofs und die schlankere Anordnung des neuen Bahnhofs entstanden große Freiflächen. Von der Gesamtfläche des alten Bahnhofsareals, 109 Hektar, entfallen nunmehr etwa 50 Hektar auf den neuen Bahnhof samt Zufahrtsgleisen, etwa 25 Hektar auf das Quartier Belvedere und etwa 34 Hektar auf das Sonnwendviertel.

Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: Tokfo unter der Lizenz CC BY-SA 3.0 at und My Friend unter der Lizenz CC BY-SA 3.0.



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