Mauer (1894–1938: Mauer bei Wien) ist eine ehemals selbstständige Ortschaft, heute Teil des 23. Wiener Gemeindebezirks Liesing und eine der 89 Wiener Katastralgemeinden.
Geographie: Die heutige Katastralgemeinde Mauer
nimmt eine Fläche von 639,57 Hektar ein und ist damit der
nach Inzersdorf
zweitgrößte Liesinger Bezirksteil.
Der Heurigen- und Villenort liegt am Rand des Wienerwalds
und gehört zu den vornehmeren Wohngegenden Wiens. Die
Katastralgemeinde Mauer grenzt im Norden an die Hietzinger
Bezirksteile Auhof und
Rosenberg, im Osten an
den Liesinger Bezirksteil
Atzgersdorf, im Süden an den Bezirksteil
Liesing und
im Westen an den Liesinger Bezirksteil
Kalksburg.
Im unbebauten Westen Mauers befindet sich mit dem auch als
Gemeindewald bezeichneten und nördlich an den
Lainzer
Tiergarten grenzenden Maurer Wald ein Teil des
Wienerwalds.
Hier liegen der Wilde Berg (363 m) und die Antonshöhe (356
m), die beiden höchsten Berge des Bezirksteils. Östlich des
Maurer Walds schließen sich am Kroißberg (326 m) und
Kadoltsberg (327 m, liegt entspringt der
Asenbauergraben) mit den Rieden Leiten und Rotdürren
Weinberge an. Noch weiter östlich beginnt das besiedelte
Gebiet, das hier als Maurer Berg bezeichnet wird und zu dem
in der Talsohle gelegenen Maurer Hauptplatz hin abfällt. Der
Süden des Maurer Bergs ist der Georgenberg (321 m) mit dem
Freilichtplanetarium Sterngarten. Der Osten des Bezirksteils
jenseits des Maurer Hauptplatzes besteht aus drei
besiedelten Hügeln, die jeweils durch Täler voneinander
getrennt und durch den
Aquädukt Mauer und
Aquädukt Speising
der ersten Wiener Hochquellenwasserleitung miteinander
verbunden sind. Es sind dies – von Norden nach Süden – der
Südhang des Rosenhügels (257 m), der Steinberg (257 m) und
der Sauberg (261 m). Der gegen die Speisinger Straße hin
gelegene Teil des Steinbergs mit dem Friedhof Mauer wird als
Reiterberg bezeichnet. Der bereits in den Bezirksteilen
Liesing und
Rodaun gelegene südliche
Teil des Saubergs fällt in das Tal des
Liesingbachs ab.
Das Gebiet von Mauer gehört großteils zur geologischen Stufe
des Sarmatiums. Südlich des Maurer Hauptplatzes wird ein
kleines Gebiet zum Badenium gezählt. Der zum
Gütenbachtal abfallende
Teil des Maurer Walds wird zur südlichen Flyschzone
gerechnet. Die geologischen Untersuchungen beim Bau eines
Wasserspeichers im Lainzer Tiergarten bei Mauer lieferten
eingehenden Aufschluss über die Gesteine, auf denen sich die
Gemeinde befindet, es wurden auch Hinweise auf die Tätigkeit
eines kleinen Vulkans gefunden. Sie wurden wissenschaftlich
publiziert. Auch an anderen Stellen in Mauer und Umgebung
wurden vulkanische Gesteine (Pikrite, Tuffe) beobachtet. An
den Gesteinen wurden Bohrlöcher von Meermuscheln beobachtet.
Die Aktivität der Vulkane wird auf eine Alter von ungefähr
12 Millionen Jahren und damit in das Miozän geschätzt.
Geschichte: In der Jungsteinzeit befand sich auf der
Antonshöhe in Mauer ein Hornsteinbergwerk. Die erste
urkundliche Erwähnung des Ortes datiert auf das Jahr 1210.
Im Mittelalter wurde der Weinbau eingeführt, der bis heute
in Mauer betrieben wird. 1609 gelangte der Ort in den Besitz
der Jesuiten, die bis 1773 in Mauer herrschten. Zwischen
1775 und 1918 befanden sich zwei Kasernen in Mauer. 1867
wurde der heutige Friedhof Mauer geweiht. Im Biedermeier
wurde der Ort beliebt als Sommerfrische der Wiener
Bevölkerung. Mauer wurde seit 1850 durch einen Bürgermeister
geleitet und 1927 zur Marktgemeinde erhoben. Am Tage der
Markterhebungsfeier wurde in Mauer eine große
Wienerwald-Ausstellung eröffnet, unter anderem begleitet von
einer Versammlung der Interessenten der „Wienerwaldbahn“.
1938 wurde Mauer in Wien eingemeindet und gehört seitdem zum
Gemeindebezirk Liesing. Im Jahr 1951, bei der letzten in der
selbstständigen Gemeinde durchgeführten Volkszählung, hatte
der Ort 7020 Einwohner. Heute leben rund 17000 Menschen in
Mauer.
Kultur und Sehenswürdigkeiten: Die Pfarrkirche Mauer im Ortszentrum weist einen spätgotischen Chor sowie
Glasfenster und Mosaike von Albert Paris Gütersloh auf und
wurde von 1934 bis 1936 nach Plänen von Clemens Holzmeister
stark umgestaltet. Am Georgenberg befindet sich die so
genannte Wotrubakirche, die von 1974 bis 1976 nach einem
Modell des Bildhauers Fritz Wotruba aus übereinander
geschichteten Betonblöcken geschaffen wurde. Weitere
Sakralbauten im Bezirksteil sind das von 1873 bis 1883
erbaute Mechitaristen-Kloster in der Maurer Lange Gasse, die
historistische Erlöserkirche in der Endresstraße, die
1908/09 von Theodor Ruf als Kirche und Konvent der
Redemptoristinnen erbaut wurde, und die Pfarrexpositur Am
Spiegeln aus den Jahren 1960 bis 1962. Letztere plante der
Architekt Kurt Stögerer, für die Ausführung war Bruno
Buchwieser verantwortlich. Im Garten des 1894/95 erbauten
Kindergartens St. Erhard der Pfarre Mauer steht die
denkmalgeschützte Friedhofskapelle des alten Maurer
Friedhofs aus dem Jahr 1823.
Im historischen Ortskern von Mauer sind mehrere Gebäude aus
dem 17. Jahrhundert erhalten. Dazu zählt das aus einem
Herrschaftshaus und einem Meierhof bestehende Maurer
Schlössel, das ursprünglich von den Jesuiten genutzt wurde
und in dem heute die Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer
untergebracht ist. Das ehemalige Amts- und Pfarrhaus mit der
Adresse Maurer Hauptplatz 10 ist 1625 urkundlich bezeugt.
Das ehemalige Maurer Gemeindehaus in der Maurer Lange Gasse
stammt aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, wurde
jedoch im 20. Jahrhundert stark umgestaltet. Beim Freisinger
Hof handelt es sich um eine 1527 erstmals genannte und in
der heutigen Form aus der Zeit um 1840 stammende
Gutsverwaltung des Bistums Freising. An der Endresstraße
steht das Mauerlahn-Schlössel, das in der ersten Hälfte des
18. Jahrhunderts und vermutlich unter Einbeziehung eines
spätmittelalterlichen Vorgängerbaus errichtet wurde.
In Mauer befinden sich auch mehrere architekturgeschichtlich
interessante Wohngebäude und Wohnanlagen. Das Gräflich
Breda’sche Landhaus in der Maurer Lange Gasse wurde von 1851
bis 1853 von Ludwig Förster für Ludwig Graf Breda erbaut.
1935 wurde der Mitteltrakt des Landhauses aufgestockt. Beim
Körnerschlössl in der Kaserngasse handelt es sich um eine
1862 erbaute und 1992 restaurierte Villa mit Elementen des
Tudorstils. In der Haymogasse befinden sich die 1897/98 von
Gustav Korompay erbaute Villa Rosa und die 1905 für Emanuel
Braun errichtete Villa Braun. Ein markantes Wohngebäude an
der Speisinger Straße ist die 1897 erbaute Villa Erna.
Medien: Über lokale Ereignisse in Mauer und
Umgebung und im benachbarten Bezirksteil
Speising sowie über
ortsgeschichtliche Themen berichtet die monatlich
erscheinende Mauer Zeitung (früher: Maurer Zeitung), die im
Rahmen eines langjährigen Schulprojekts vom Liesinger
Schulverein initiiert und herausgegeben wurde. Heutiger
Herausgeber ist der Verein zur Förderung der Kommunikation
in Mauer und Umgebung. Die Lokalzeitung hat eine Auflage von
22.000 Exemplaren (Juni 2009) und wird unter anderem von
örtlichen Geschäftsleuten sowie vom WWFF gefördert.
Der Liesinger Schulverein betreibt seit 2006 die
Internetpräsenz Mauer Online, die ebenfalls über lokale
Ereignisse und Veranstaltungen informiert sowie einen
Online-Zugang zur Mauer Zeitung beinhaltet. Seit 2008
betreibt der Schulverein auch die gleichgelagerte
Internetpräsenz Speising Online für den Nachbarbezirksteil.
Wirtschaft und Infrastruktur: Mauer ist weitgehend
frei von Industrieansiedelungen. Die von 1919 bis 1923
errichteten Rosenhügel-Filmstudios im äußersten Norden des
Bezirksteils galten bei ihrer Eröffnung als die modernsten
und größten Filmstudios Österreichs. An der
Wittgensteinstraße befinden sich mehrere Wasserbehälter der
zweiten Wiener Hochquellenwasserleitung. Dazu gehören die
Druckentlastungskammer Mauer und eine Übergangskammer, die
beide 1908 erbaut wurden, ein um 1912/14 errichteter
Schieberkammerbau und ein Dienstgebäude aus dem Jahr 1915.
Im ehemaligen Maurer Rathaus aus dem Jahr 1887 ist eine
Zweigstelle der Volkshochschule Liesing untergebracht. Die
daneben liegende, 1868/69 erbaute ehemalige Maurer Schule
wird heute vom Goethe-Institut genutzt. Das Gymnasium des
Ursulinenkonvents am Maurer Berg befand sich ursprünglich
bei der Kirche Sankt Ursula in der
Inneren Stadt. Als von 1959 bis 1961 das neue Gebäude
nach Plänen von Guido Gnilsen und Erich Eisenhofer erbaut
wurde, übersiedelten auch mehrere Kunstobjekte aus der alten
Ursulinenschule nach Mauer. Beim Schulzentrum
Anton-Krieger-Gasse handelt es sich um eine öffentliche
Schule, die in einem 1974 von Ferdinand Riedl errichteten
Bau untergebracht ist.
Mit der Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer und der Karl
Schubert Schule befinden sich zwei Waldorfschulen in Mauer.
Die Karl Schubert Schule übersiedelte nach 30 Jahren von der
Endresstrasse 99 in die Kanitzgasse 4. Beide Schulen
betreiben auch einen Waldorfkindergarten.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: gemeinfrei und © Bwag/Wikimedia.
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