Person - Karl Kantner
Karl Kantner (* 8. August 1850 in
Ottakring; † 18. Dezember 1925 in Wien (Lt. Grabstein 17. Dezember 1925), Bestattungsdatum: 16. Oktober 1926) war Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr von
Ottakring und Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Wien. Er war Förderer und Organisator des österreichischen Feuerwehr- und Rettungswesens.
Leben: Karl Kantner wurde am 8. August 1850 in
Ottakring Nr. 25 als Sohn des Gemeindebediensteten Franz Kantner und dessen Ehefrau Maria geboren. Er erlernte in Wien und in Budapest den Beruf des Graveurs. Später wurde er von der damaligen englischen Gasgesellschaft (Imperial Continental Gas Association) angestellt. Im Alter von 20 Jahren trat Karl Kantner in die 1869 gegründete Freiwilligen Feuerwehr Ottakring ein. Karl Kantner wurde 1880 Exerziermeister und 1890 Hauptmann der Ottakringer Feuerwehr. Diese Stelle trat er nach dem Tod von Ferdinand Degen jun. (1830 – 1889), des Hauptmannes und Gründers der Freiwilligen Feuerwehr Ottakring, an. 1914 wurde er zum Kommandant des Verbandes der Freiwilligen Feuerwehren Wiens.
Während des Ersten Weltkrieges organisierte Karl Kantner aus den Reihen der Freiwilligen Feuerwehren einen Sanitätskolonnendienst. Er fungierte als Krankentransport Kommandant des Österreichischen Roten Kreuzes für verwundete Soldaten, die aus den Kriegsgebieten mit den Eisenbahnen nach Wien überstellt wurden.
Karl Kantner war über 30 Jahre Obmann Stellvertreter der
niederösterreichischen Feuerwehr-Unterstützungsklasse und des
niederösterreichischen Landesverbandes.
Mit der Trennung von Wien und
Niederösterreich wurden die freiwilligen Feuerwehren Wiens zu einem eigenen Landesverband zusammengeschlossen, und Karl Kantner wurde zum Vorsitzenden und Kommandanten ernannt. Ende Mai 1925 wurde er Ehrenkommandant des Landesverbandes Wien.
Bei vielen großen Bränden, wie zum Beispiel dem Ringtheaterbrand, dem Wiener Stadttheaterbrand, oder dem Brand auf der Roßauer Lände, war Karl Kantner in seinen Funktionen tätig. Auch bei Überschwemmungen oder anderen Katastrophen war er im Einsatz. In den mehr als 5000 Einsätzen der Brandbekämpfung hat sich Karl Kantner auch mehrfach erheblich verletzt.
Brand der Zelluloidfabrik in Ottakring: 1908 war Karl Kantner bei einer der schlimmsten Brandkatastrophen in
Ottakring als Kommandant im Einsatz. Der
Brand der Zelluloid-Fabrik der Brüder Sailer brach am Vormittag des 6. Juni in der Rosseggergasse 16 aus. Feuerwehrkommandant Karl Kantner, sein Stellvertreter Philipp De Ponti (1842 – 1918), sowie die Zugskommandanten Mathias Steinbauer (1847 – 1923) und Johann Mendel (1856 – 1924) rückten damals mit 35 Männern der Freiwillige Feuerwehr zur Brandbekämpfung und Rettung der Menschen aus. Mathias Steinbauer war der Bruder von Josef Steinbauer (1850 – 1893), dem Schriftführer der Freiwilligen Feuerwehr Ottakring.
Der Brand begann mit einer explosionsartigen Verbrennung des hoch entzündlichen Zelluloidstaubes und breitete sich mit enormer Hitzeentwicklung rasch aus. Zur Brandbekämpfung mussten auch die Feuerwehren von
Breitensee,
Neulerchenfeld,
Hernals, sowie die Wiener Zentral-Feuerwehr zu Hilfe kommen. Trotz aller Bemühungen forderte dieses Unglück 18 Menschenleben und viele Verletzte. Der überwiegende Teil der Opfer dieses Brandes waren Frauen. 15 Todesopfer wurden in einem Ehrengrab (siehe
Zelluloid-Katastrophe 1908 in Ottakring) der Gemeinde Wien auf dem
Ottakringer Friedhof (Gruppe: 7, Reihe: 6, Nummer: 5) bestattet. Zwei weitere Verstorbene wurden in Familiengräbern auf dem
Ottakringer Friedhof und auf dem
Hernalser Friedhof begraben. Die Schwester der Brüder Sailer, Pauline Sailer (1881–1908), die ebenfalls unter den Toten war, wurde auf dem
Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Wegen Unterlassung behördlicher Anordnungen und Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens wurden Rudolf Sailer zu fünf, und Franz Sailer zu vier Monaten strengen Arrests verurteilt.
Privates: 1881 heiratete Karl Kantner die ebenfalls aus
Ottakring stammende Josefa Lang. Ihr gemeinsamer Sohn Karl Kantner jun. (1890 – 1952) wurde in seinem Hauptberuf ein Lehrer. Außerdem bekleidete er mehrere Funktionen beim Roten Kreuz und der Freiwilligen Feuerwehr, bei der er als Landes-Feuerwehr Kommandant der Freiwilligen Feuerwehren Wien tätig war.
Zum Ableben von Karl Kantner: Karl Kantner verstarb am 18. Dezember 1925 in
Ottakring, Ottakringer Straße Nr. 154, laut Eintrag im Sterbebuch der Pfarre Neuottakring. Die Grabinschrift weist den 17. Dezember als Sterbedatum aus. Am 23. Dezember 1925 wurde er mit großer Beteiligung der Bevölkerung und über 1300 Feuerwehrmännern in einem Ehrengrab beigesetzt. Trauerreden hielten unter anderen der Wiener Bürgermeister Karl Seitz (1869 – 1950), Landeshauptmann und Nationalrat Albert Sever (1867 – 1942), der Obmann der Freiwilligen Feuerwehr Ottakring Moriz Kuffner (1854 – 1939), der Ottakringer Bezirksvorsteher Johann Pollitzer (1871 – 1965), sowie der Delegierte des Österreichischen Roten Kreuzes Rudolf Mitlöhner.
Ehrungen und Auszeichnungen:
Ehrenmedaille für 40- und 25-jährige Verdienste um das Feuer und Rettungswesen
Ehrenkreuz 2. Klasse vom Roten Kreuz
Königlich preußische Verdienstmedaille vom Roten Kreuz
Goldene Salvatormedaille (1909)
Bürgerrecht der Stadt Wien (1921)
Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1925)
Ehrenmitglied des
Niederösterreichischen, Wiener und Vorarlberger Feuerwehr Landesverbandes
Ehrenmitglied des Verbandes gedienter Feuerwehr- und Rettungsmänner
Ehrenkommandant des Landesverbandes der Wiener Feuerwehr (1925)
Karl-Kantner-Park mit Denkmal: 1935 wurde in Ottakring der
Karl-Kantner-Park nach ihm benannt und dort das
Karl-Kantner-Denkmal errichtet. Während des Zweiten Weltkriegs wurde diese Statue abgetragen und eingeschmolzen. Eine Steinkopie wurde nach der alten Vorlage gefertigt und am 12. Jänner 1952 unter Teilnahme von Stadt- und Bezirkspolitikern, sowie hohen Funktionären aus Wien und
Niederösterreich vom Roten Kreuz, Feuerwehr und Polizei, feierlich enthüllt. Anwesend war ebenfalls sein Sohn Karl Kantner jun.
Neuigkeits-Welt-Blatt (Provinz-Ausgabe/Land-Ausgabe) vom 25.12.1925, Seite 3:
Der populärste freiwillige Feuerwehrmann Oesterreichs gestorben.
Eine Riesen-Trauerfeier für Hauptmann Karl Kantner.
Die menschenfreundliche Institution der freiwilligen
Feuerwehren Oesterreichs hat einen
schweren Verlust erlitten. Wie bereits berichtet,
ist am 18. d. M. in Wien der Kommandant des
Landesverbandes der freiwilligen Feuerwehren
und Ehrenmitglied des Oesterr. Reichs-Feuerwehrs-Verbandes
Karl Kantner im 76. Lebensjahre gestorben.
Wer die Verdienste Kantners für das freiwillige
Löschwesen voll würdigen wollte, müßte ein Buch
schreiben. Sein ganzes Leben gehörte dieser edlen
Sache. Volle 55 Jahre hatte er sich dem Wohl
seiner Mitmenschen gewidmet und groß waren
die Ehrungen, die ihm zuteil wurden.
Der Landesverband der freiwilligen Feuerwehren
in Wien ernannte den Verstorbenen zu
seinem Ehrenkommandanten, um damit zu bezeugen,
daß immerwährende unlösliche Bande
den Feuerwehrvater Kantner an die Wiener
Feuerwehren binden sollen.
Zahlreich sind die Ehrungen, die Kantner sonst
erfahren hat. Die Vorarlberger Feuerwehren,
sowie die Kärntner verehrten den Verstorbenen
besonders und ernannten ihn zum Ehrenmitglied.
Die Wiener Feuerwehren
Neustift am Walde
und
Währing führten Kantner mit Stolz als
Ehrenmitglied.
Der Bund verlieh erst im heurigen Jahre an
Karl Kantner die große goldene Medaille für
Verdienste um die Republik.
Das Begräbnis Kantners,
das gestern nachmittags stattfand, gestaltete sich denn
auch zu einer der größten Trauerfeierlichkeiten, die
Wien seit langer Zeit sah.
Tausende drängten sich vor dem Ottakringer Feuerwehrdepot,
wo Obmann Ignaz Kuffner eine inhaltsreiche
Absiedsrede hielt.
Bürgermeister Seitz gedachte des toten Mitbürgers,
der sich um die Stadt Wien große Verdienste erworben,
in einer warmen Ansprache.
Sodann nahm der Pfarrer der
Kirche zur heiligen Familie
die erste Einsegnung vor. Aber auch die
Geistlichkeit der anderen Ottakringer Kirchen war bei
der Trauerfeier vertreten.
Nun entfaltete sich der imposante Leichenzug. Voran
fuhr ein Blumenwagaen, dann ein Feuerwehrautomobil
und ein Feuerwehrwagen mit Blumen beladen. Es
folgte die freiwillige Feuerwehr der verschiedenen
Bezirke, Sicherheitswache, dann kamen die verschiedenen
Vereine und die Trauergäste.
Nach der Einsegnung, während der die Ottakringer
Liedertafel einen Abschiedschor sang, setzte sich der Zug
gegen den
Ottakringer Friedhof in Bewegung. Den
Sarg hatten sechs Feuerwehrleute auf einen
Wagen der Feuerwehr gehoben.
Am Friedhof sprachen Abg. Sever, Feuerwehrobmann
Riller und Baumeister Millik. Dann
wurde der Sarg in die Erde gesenkt.
Bezeichnend für die Popularität Kantners ist, daß
sich sofort ein Komitee für Errichtung eines
Kantners-Denkmals bildete.
Weiters im Grab bestattet:
Gruppe: 7, Reihe: 6, Nummer: 5:
Karl Franz Kantner, Oberschulrat, * 16.01.1931, † 02.06.2004, Bestattungsdatum: 28.06.2004
Karl Kantner, Lehrer, Major der Reserve a.D., * 09.09.1890, † 27.11.1952, Bestattungsdatum: 02.12.1952
Anna Kantner, geb. Bruckmoser, * 05.12.1906, † 10.09.1983, Bestattungsdatum: 19.09.198
Erika Kantner, Oberschulrat, * 10.03.1923, † 15.10.1983, Bestattungsdatum: 03.11.1983
Gruppe: 7, Reihe: 6, Nummer: 6:
Josefa Kantner, geb. Lang, (Mutterl) * 09.03.1859, † 09.02.1953, Bestattungsdatum: 12.08.1930
Anna Maria Kantner, * 16.05.1888, † 09.02.1953, Bestattungsdatum: 13.02.1953
Josefine (Pepi) Kantner, * 08.04.1895, † 30.05.1980, Bestattungsdatum: 06.06.1980
Quelle: Dieser Text basiert auf dem Artikel
Karl_Kantner aus der freien Enzyklopädie
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Bilder: www.nikles.net, Neuigkeits-Welt-Blatt (Provinz-Ausgabe/Land-Ausgabe) vom 25.12.1925, Seite 3.