16. Bezirk - Karl-Kantner-Denkmal
Das Karl-Kantner-Denkmal befindet sich im
Karl-Kantner-Park,
im Bereich Thaliastraße / Ottakringer Straße / Montleartstraße, im 16. Wiener Gemeindebezirk
Ottakring.
Das Karl-Kantner-Denkmal ist unter der ID: 74096 geführt und wurde 1935/1936 erstmalig von Bildhauer Johann Müllner erschaffen.
Das Denkmal wurde während des 2. Weltkrieges eingeschmolzen und nach dem Krieg in weißem Marmor neu gemeißelt und am 12.1.1952 feierlich enthüllt.
Es zeigt die Büste des Feuerwehrkommandanten
Karl Kantner (* Wien-Ottakring, 8.8.1850; † Wien, 17.12.1925).
Mitteilungen des Niederösterreichischen Landesfeuerwehrverbandes, 1925, Nr. 2, Seite 5 und 6:
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Wiederenthüllung des Karl Kantner-Denkmals in
Ottakring.
Dem auch um das
niederösterreichische Feuerwehrwesen verdienten seinerzeitigten Landes-Feuerwehrkommandanten
von Wien, Karl Kantner,
wunde schon im Jahre 1935 im Ottakringer „
Karl-Kantner-Park“
ein erzenes Denkmal gesetzt. Dieses
wurde, so wie viele ihresgleichen, während der
Kriegszeit zum Einschmelzen abgetragen. Nun
wurde dasselbe in weißem Marmor neu gemeißelt
und in feierlicher Weise am 12. Jänner 1952 am
alten Platz wieder enthüllt.
Zu dieser Feier waren Vizebürgermeister der
Stadt Wien Minister a. D. Weinberger, der Feuerwehrreferent
der Landesregierung
Niederösterreich
Landesrat Waltner, der Kulturreferent der Stadtgemeinde
Wien Stadtrat Mandl, der Bundes-Feuerwehrkommandant
Polizeipräsident Holaubek, der
Bezirksvorsteher von
Ottakring, Branddirektor
Dipl.-Ing. Prießnitz, Brandoberrat Dipl.-Ing Havelka,
Präsident vom Roten Kreuz Dir. Kurtics,
die Leitung des Denkmalkomitees, die n.-ö. Landes-Feuerwehrräte
Aberham, Mertl und Mitlöhner sowie die Bezirks-Feuerwehrkommandanten
Gotsch, Mayer und Weiss, eine große Zahl
von weiteren Ehren- und Festgästen und viele
Ottakringer erschienen. Hundertfünfzig freiwillige
Feuerwehrkameraden flankierten beiderseits das
Denkmal, und der ebenfalls anwesende
Landes-Feuerwehrkommandant Drexler sagte in seiner
Festrede:
„Zur besseren Würdigung dieser Denkmalenthüllung
lassen Sie mich bitte zuerst kurz einiges
über das Wirken unserer Feuerwehren im allgemeinen sagen:
Im vergangenen Katastrophenjahr 1951 vollbrachten
unsere Feuerwehren besonders gewaltige
Leistungen. Bei den schweren Lawinenkatastrophen,
bei den großen und vielen Hochwasserkatastrophen
retteten sie nicht nur wertvolle Sachgüter,
sondern auch vielen Menschen das Leben.
Mit bestem Erfolg bekämpften sie die vielen kleinen
und großen Brände. Im Oktober des vorigen
Jahres bewiesen sowohl die Berufsfeuerwehr wie
auch die Freiwilligen Feuerwehren beim Großbrand
in Zistersdorf ihre große Schlagkraft, mit der sie
wieder unsere Heimat vor großem Schaden bewahrten.
Und erst vor drei Wochen konnten
Freiwillige Feuerwehren einen sehr gefährlichen
Brand in einer großen Spinnfabrik lokalisieren
und damit unserer Volkswirtschaft ungeheure
Werte erhalten. Es gelang den hiebei eingesetzten
wackeren Feuerwehren die bei diesem Brande
schwerst gefährdeten Spinnsäle, in denen viele kostbare
große Spinnmaschinen, die größtenteils mit
äußerst leicht brennbarer Zellwolle besteckt waren,
zu retten. Ein ungefährer Schaden von 300 Millionen
Schilling konnte verhindert, die Arbeitsstätte
für 1500 Menschen konnte erhalten bleiben.
Mehrere dieser wackeren Kameraden, die bei
diesem Einsatz teilnahmen, sind heute hier bei
dieser Feier angetreten, und ich nehme gerne Gelegenheit,
denselben hier vor aller Öffentlichkeit
in Anwesenheit unseres Herrn Bundes-Feuerwehrkommandanten
den Dank und die besondere Anerkennung
auszusprechen. Alle diese vielen, vielen
Einsätze vollbringen unsere Feuerwehrkameraden
bei Tag und bei Nacht, bei jedem Wetter unter
größten Gefahren. Ich selbst hatte bei diesen Einsätzen
mehrmals Gelegenheit, den Mut und die
unbändige Tatkraft meiner Feuerwehrkameraden
zu bewundern. Wie groß hiebei die Gefahren sind,
bestätigt die traurige Tatsache, daß im vergangenen
Jahre in
Niederösterreich allein 6 Feuerwehrkameraden
im freiwilligen Feuerwehndienst ihr Leben
geben mußten.
Trotz diesem hohen Opfermut, trotz dieser
edlen Mannestat, trotz diesem bewunderungswürdigen
Idealismus muß man immer noch besonders
im Radio hören, daß man die Feuerwehren
verspottet und verhöhnt. Gleich am Neujahrstag
hat man wieder im Radio seine Witze über die
Feuerwehren hören müssen. Diese Herabwürdigung
unseres Feuerwehrwesens löst natürlich bei
den vielen 10.000 Feuerwehrmännern begreiflicherweise
vollste Empörung aus und jeder gut denkende
Mensch muß über diesen Hohn und Spott,
den man diesen verdienten, selbstlosen freiwilligen
Helfern bereitet, vollauf entrüstet sein.
Umso erfreulicher ist es, wenn durch die Ehrung;
eines verdienten Feuerwehrmannes der Dienst in
der Feuerwehr gewürdigt wird, wie wir es heute
in dieser feierlichen Stunde durch die Wiederenthüllung
des Denkmales für unseren verdienten
Wiener Landes-Feuerwehrkommandanten Karl
Kantner erleben konnten.
Da dieser geehrte Feuerwehrkommandant viele
Jahre im niederösterreichischen Landes-Feuerwehrverband
gewirkt hat, ist es mir eine ehrende Aufgabe
als derzeitiger niederösterreichischer Landes-Feuerwehrkommandant
einige Daten aus dem
Leben und Wirken dieses wackeren Mannes anzuführen:
Im August 1850, also vor einhunderteineinhalb
Jahren wurde hier im damaligen Dorfe
Ottakring
Karl Kantner als Sohn eines Gemeindebediensteten
geboren. In einfachen, bescheidenen, aber
sehr geordneten Verhältnissen erzogen ihn seine
Eltern zu einem tüchtigen jungen Menschen. Er
erlernte das Handwerk eines Graveurs und wurde
später bei der damaligen englischen Gasgesellschaft
angestellt. Mit 20 Jahren wurde Kantner vom
damaligen Bürgermeister
Ottakrings v. Kuffner
aufgefordert, in die neugegründete Freiwillige
Feuerwehr Ottakring einzutreten. Mit großem
Eifer nahm er sich der freiwilligen Feuerwehrsache
an, wurde bald Exerziermeister, später Kommandant
und wirkte als tüchtiger Organisator bei
den damaligen vielen Neugründungen von Freiwilligen
Feuerwehren in Wien und Umgebung.
Unermüdlich, trotz mehrmaliger schwerer Verunglückung
bei Ausübung des Löschdienstes, war
er bei allen großen Katastrophen,
Ringtheater,
Stadttheater, Roßauerlände, Überschwemmungen
und so fort immer pflichterfüllt und opferbereit
tätig. Als besonders tüchtiger und eifriger Kommandant
wurde er in die Leitung des niederösterreichischen
Landes-Feuerwebrverbandes berufen,
wo er neben dem großen Feuerwehrorganisatör
Landes-Feuerwehrkommandant Prof. Schneck und
dessen Nachfolger Landes-Feuerwehrkommandant
Landtagspräsident Ing. Jukel mehr als 30 Jahre
als Landes-Feuerwehrkommandant-Stellvertreter
wirkte. Für seine großen Verdienste gerade in
dieser Zeit der großen Entwicklung unseres freiwilligen
Feuerwehrwesens in
Niederösterreich sind
wir ihm besonders dankbar. Da war gerade Kantner
einer der Vorbildlichsten, der mit seinem
hohen Pflichtbewußtsein den Kameraden ein leuchtendes
Beispiel gab. Als Ehrenmitglied wird er in
der Geschichte unseres Landesverbandes unvergeßlich
geführt. Als sich die Freiwilligen Feuerwehren
Wiens in einem eigenen Landes-Feuerwehrverband
zusammenschlossen, wurde er zu dessen Landes-Feuerwehrkommandant
berufen und wirkte auch
dort in ganz vorbildlicher Weise. Bis in die letzte
Zeit seines 75 Jahre langen Lebens stand er mit
seinen ganzen Kräften im schönen großen, freiwilligen
Dienst der Nächstenliebe.
Die so lebensnahe Büste unseres Vater Kantner
läßt ihn im Geiste vor uns erstehen in all seiner
Tatkraft, seiner Schaffensfreude, seiner Energie
und seiner Güte.
Ich danke der geehrten Verwaltung der Stadt
Wien für die Wiedererrichtung dieses Denkmales,
mit dem Sie diesem hochverdienten Feuerwehrkommandanten
Karl Kantner die wohlverdiente
Ehre erwiesen haben.
Es freut mich, daß heute bei dieser erhebenden
Feier der Landes-Feuerwehrkommandant der Freiwilligen
Feuerwehren Wiens a. D., Karl Kantner
der Jüngere, der Sohn des Gefeierten, hier anwesend
ist. Traditionsgemäß hat er im Sinne seines
verdienstvollen Vaters ebenfalls viele Jahre als
Landes-Feuerwehrkommandant der Freiwilligen
Feuerwehren Wiens gewirkt. Ich beglückwünsche
ihn zum heutigen Ehrentage seines Vaters.
Uns aber, Kameraden, soll dieses Denkmal stets
ein Mahnmal sein. Mit zäher Ausdauer, mit unserer
ganzen Kraft wollen wir uns bemühen, so wie er
stets hilfreich unseren Mitmenschen in der Not
beizustehen und unseren großen Dienst an Volk
und Heimat stets getreu wie er zu erfüllen, im
Sinne des alten Wahlspruches der Feuerwehren:
,Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr!'“
Im Karl-Kantner-Park befinden sich weiters:
Kreuzbergkapelle
Hl. Johannes Nepomuk
Dreifaltigkeitssäule
In der Nähe des Karl-Kantner-Parks befindet sich die
Kornhäusel-Villa.
Quelle: Text: www.nikles.net, Bilder: www.nikles.net, Mitteilungen des Niederösterreichischen Landesfeuerwehrverbandes, 1925, Nr. 2, Seite 5 und 6.