Person - Eduard Ritter von Liszt
Eduard Ritter von Liszt, Dr., Generalprokurator beim Obersten Gerichts- und Kassationshof, Jurist und Staatsbeamter, * 30.01.1817 in Margarethen am Moos, Enzersdorf an der Fischa,
Niederösterreich, † 08.02.1879 in Wien, Bestattungsdatum: 10.02.1879.
Er war der Onkel des Komponisten Franz Liszt und der Vater des bekannten Strafrechtlers Franz von Liszt.
Eduard Ritter von Liszt erreichte eine hervorragende Karriere als Staatsbeamter, unter anderem als Generaladvokat und stellvertretender Generalprokurator.
Er wurde 1867 in den erblichen Ritterstand erhoben, dies wurde dann auch auf seinen Neffen, den Komponisten, übertragen.
Allgemeine Österreichische Gerichtszeitung, 1879, Nr. 18, Seite 3:
† Dr. Eduard Ritter von Liszt.
Am 8. Februar d. J. starb unser ausgezeichneter Generalprocurator.
Seinem Sarge folgten am 10. d. M. der Justizminister, der Präsident des
obersten Gerichtshofes, der Statthalter, die Richter aller Instanzen in großer Zahl,
die Generaladvocaten und Staatsanwälte, viele Vertreter des Wiener Barreau und
Notariates. Das große Ehrengeleite galt mehr, als der hohen Amtswürde, dem
glänzenden Rufe und der allseitig anerkannten Bedeutung des Verblichenen.
Waren doch in dem illustren Kreise der Trauernden noch die Zeugen der
ersten, geradezu berühmt gewordenen staatsanwaltschaftlichen Wirksamkeit Liszt's
in den Jahren 1851 und 1852, die Zeugen seines ausgezeichneten richterlichen
Wirkens, seiner energischen reformatorischen Thätigkeit als Oberstaatsanwalt auf
dem administrativen Gebiete des Gefängnißwesens und viele Juristen, welche
Liszt's meisterhafte Plaidoyers vor dem Cassationshofe gehört oder gelesen hatten.
Nicht klein war die trauernde Gemeinde der Richter unb Advocaten, welche in
Liszt den unvergeßlichen ernsten Lehrer ihrer Rechtspraxis verehrten. Die Kunde
des großen Verlustes, welchen die Magistratur und der Juristenstand Oesterreichs
erlitt, drang in weitere Kreise und die Oeffentlichkeit, welcher Liszt im Leben
durch sein amtliches Wirken angehörte, zollte dem Verstorbenen in warmen Nekrologen
den wohlverdienten Tribut besonders ehrender Anerkennung.
Liszt war zweifellos ein eminenter Jurist und tüchtiger Redner; was ihn
aber charafterisirt, zum nachahmungswürdigen Vorbilde für alle Vertreter der öffentlichen
Anklage macht und seine vielen glänzenden Erfolge vor den Strafgerichten
und dem Cassationshofe ermöglichte, war die ihm eigene bewunderungswürdige
Selbstbeherrschung, welche ihm eine objective und ganz präcise Vertretung und das
unbeirrbare Festhalten der klar erkannten und gründlich durchdachten Ansicht
unter allen Umständen und jedem Gegner gegenüber verstattete. Durch ruhige, klare,
kurze Markirung der entscheidenden Momente hat Liszt dem erkennenden Richter
vorgearbeitet und hiedurch schon von vornherein den Effect auch der blendensten
Phrasen seines Gegners, auf die er nur mit beredtem Schweigen antwortete, am
besten paralysirt. Als Generalprocurator hat Liszt an der Spitze und im Vereine
mit den hervorragenden juristischen Kräften der Generalprocuratur sich große Verdienste
um die Einführung der Strafproceßordnung vom Jahre 1873 in die Gerichtspraxis
erworben. Er war hochgeehrt von dem obersten Tribunale und dem
Barreau und hat in seinen zuerst in der österreichischen Gerichtszeitung veröffentlichten
Vorträgen vor dem Cassationshofe instructive Muster-Plaidoyers hinterlassen,
welche sein Andenken als Criminalist und Dialektiker concretiviren und erhalten
werden.
Liszt, im Jahre 1817 zu Margarethen am Moos geboren, bethätigte zuerst
seine hervorragenden juristischen Kenntnisse als Assistent an der Lehrkanzel für
Civilproceß in Wien, trat am 3. November 1842 in die Praxis bei dem Wiener
Criminalgerichte und wurde am 31. März 1843 als Auscultant beeidet. Im Jahre
1850 zum Staatsanwaltssubstituten ernannt, eminirte Liszt durch seine glänzende
Dialektik. Bei der Justizorganisation vom Jahre 1853 wurde Liszt Rath des
Wiener Landesgerichtes in Civilsachen und fungirte später auch als Vorstand der
Wiener Notariatskammer. Im Jahre 1866 wurde Liszt zur Dienstleistung in die
legislative Abtheilung des Justizministeriums berufen, 1867 mit dem Titel und
Charakter eines Oberlandesgerichtsrathes ausgezeichnet und am 24. November 1868
zum Oberstaatsanwalte bei dem Wiener Oberlandesgerichte ernannt; im Jahre 1870
erhielt er den Titel und Charakter eines Hofrathes, mit A. h. Entschließung vom
21. April 1872 wurde ihm in Anerkennung seiner ausgezeichneten Dienstleistung
der Orden der eisernen Krone verliehen. Liszt wurde am 2. December 1873 zum
Generaladvocaten und Generalprocurator-Stellvertreter, am 14. December 1875
aber zum Generalprocurator ernannt - Liszt's Familienleben war ideal und
glücklich. - Ehre seinem Andenken!! Dr. L. A.
Reichspost vom 12.12.1920, Seite 4:
Frau Henriette von Liszt gestorben. Am 2. d., abends
halb 7 Uhr, ist in ihrer Wohnung im
Schottenhof, die sie seit
etwa 60 Jahren innehatte, Frau Henriette von Liszt, die
Witwe des ersten österreichischen Generalprokurators, im
95. Lebensjahre gestorben. Bis in die letzte Zeit ihres
Lebens erfreute sie sich voller Rüstigkeit. Frau von Liszt
war Zeit ihres Lebens von großem Wohltätigkeitssinne erfüllt,
den sie auf verschiedenen Gebieten betätigte. Sie war
auch Ehrenmitglied einer Reihe von humanitären Vereinen.
Sie hinterläßt einen Sohn, Dr. Eduard R. v. Liszt, der
erst kürzlich zum Vorstande des neuerrichteten kriminalistlichen
Institutes der Wiener Polizeidirektion ernannt
wurde. Außerdem trauert um die Verblichene eine Tochter
Hedwig, die unter dem Ordensnamen Maria Gabriela
Oberin des Karmelitinnenklosters in Neu-Bistritz ist. Im
Tode vorausgegangen sind ihr älterer Sohn Geheimrat
Dr. Franz von Liszt, der berühmte Professor des Strafrechtes
in Berlin, und eine Tochter Baronin von Saar.
Zu Lebzeiten ihres Neffen Abbé Franz Liszt und ihres
Gatten führte Frau Henriette von Liszt ein kunstsinniges
Haus, und gar mancher aufstrebende Künstler verdankte ihr
Unterstützung und Förderung. Das Begräbnis fand
Freitag, den 5. d. auf dem
Pötzleinsdorfer Friedhofe statt,
die hl. Seelenmesse wurde am 8. d. in der
Schottenkirche
gelesen.
Die Presse vom 24.10.1877, Seite 7:
Gestern Vormittags um 10 Uhr fand in
der
Schottenkirche die Trauung des Fräuleins Marie v. Liszt,
Tochter des k. k, General-Procurators Ritter v. Liszt, mit Herrn
Heinrich v. Saar, Rittmeister des Kaiser Alexander 11. Uhlanen-Regiments, statt.
Pester Lloyd vom 11.3.1885, Seite 9:
(Todesfälle.) In Stuhlweißenburg ist gestern Nachts der Oberstlieutenant
im 5. Uhlanen-Regiment, Heinrich Saar, Ritter des
Skt. Wladimir-Ordens, einem Herzschlag erlegen. Saar war ein
Schwager Franz Liszt's, der von dem Ableben des Oberstlieutenants
telegraphisch verständigt wurde.
Österreichische Zeitung vom 15.12.1951:
Gedenktafel für Franz Liszt enthüllt.
Anläßlich des 140. Geburtstages von Franz
Liszt wurde durch den Bezirksvorsteher des
ersten Wiener Gemeindebezirkes Dr. Friedinger
im Vestibül des Hochhauses in der
Herrengasse eine Gedenktafel für den Komponisten
enthüllt. Dr. Rubin und ein Vetter
des Komponisten, Professor Dr. Eduard
Liszt, würdigten die Persönlichkeit des
Künstlers und hoben seine Stellung in der
österreichischen Musik hervor. An der Feier
nahm der
ungarische Geschäftsträger,
bevollmächtigte Minister Dr. Matrei, teil.
Weiters im Grab bestattet:
Heinrich Freiherr von Saar (Ehemann von Marie von Liszt, Heirat am 22.10.1877, Schwager von Franz Liszt), Baron, Uhlanen-Rittmeister, Regiment Graf Wallmoden-Gimborn Nr. 5, k.u.k. Oberstleutnant, * 28.11.1836 in Przemysl, † 09.03.1885
(† 09.03.1884 laut Franz Liszt und sein Kreis, Heft 66 von MARIA P. ECKHARDT — CORNELIA KNOTIK) in Szekesfehervár, Stuhlweißenburg
Marie Freifrau von Saar, geb. Edle von Liszt, (Tochter von Eduard Ritter von Liszt und Karolina Liszt; 1. Ehefrau) 10.12.1853 in Wien, 04.09.1919 in Nieders, Tirol
Henriette Edle von Liszt (2. Frau von Eduard Ritter von Liszt), geb. Wolf, Generalprokurator-Gattin, * 30.05.1825 in Neugedein, Bayern, † 02.11.1920 in Wien, Bestattungsdatum: 05.11.1920
Eduard von Liszt, Prof., Dr., Jurist, * 13.03.1867 in Wien, † 25.07.1961 in Wien, Bestattungsdatum: 31.07.1961
Maria Julia von Liszt, (Linke-Appelt, auch bekannt als Linke-Wagner), Ehefrau von Dr. Jur. Eduard Ritter von Liszt, * 24.06.1879 in Maffersdorf, † 1967, Bestattungsdatum: 17.08.1967
Die Grabstelle (auf Friedhofsdauer, Ehrengrab) befindet sich am
Pötzleinsdorfer Friedhof (Gruppe: D, Nummer: 9).
Der Grabstein wurde vom bekannten Steinmetz
Paul von Wasserburger geschaffen.
Quelle: Text: www.nikles.net, Bilder: www.nikles.net, Allgemeine Österreichische Gerichtszeitung, 1879, Nr. 18, Seite 3, Burgenlaendische-Heimatblaetter_57_0063-0073.pdf, Pester Lloyd vom 11.3.1885, Seite 9, Die Presse vom 24.10.1877, Seite 7, Österreichische Zeitung vom 15.12.1951.