Person - Jakob Lohner
Jakob Lohner (* 7. Oktober 1821, lt. Grabstein 8. Oktober 1821, in Wien; † 19. Februar 1892 in Wien) war ein österreichischer Unternehmer.
Leben und Wirken: Jakob Lohner, der Sohn von Heinrich Lohner, trat 1852 gemeinsam mit dem aus Aachen stammenden Joseph Neuss in die Pferdewagenherstellung von Ludwig Laurenzi, dessen Tochter Luise er 1857 auch heiratete, als Kompagnon ein. Nach dem Tod Laurenzis im Jahr 1860 übernahm Lohner das Unternehmen ganz.
Lohners Unternehmen konzentrierte sich hauptsächlich auf die Produktion von Luxuskarossen und Sanitätswagen. Das brachte auch den Auftrag, die ersten Wagen der Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft herzustellen. Sein Firmensitz musste aufgrund der vermehrten Aufträge vergrößert werden, und so errichtete er eine Betriebsstätte in Wien-Alsergrund, das damals noch ein Vorort von Wien war. Im Jahr 1868 traten sein Bruder F. Lohner und sein Schwager J. Brauner als Gesellschafter in das Unternehmen ein, das von nun an die Firma „Jacob Lohner & Comp.“ führte.
Unter Jakob Lohner übersiedelte das Unternehmen in ein größeres Areal in Wien-Floridsdorf, wo auch eine moderne Gießerei und Federnherstellung errichtet wurden. Zeitgleich wurde ein Direktionsgebäude im 9. Wiener Gemeindebezirk in der Porzellangasse erbaut.
Im Jahr 1887 schied Jakob Lohner aus dem Unternehmen aus und übergab die Leitung seinem Sohn
Ludwig Lohner.
Er wurde im Familiengrab (auf Friedhofsdauer) am
Pötzleinsdorfer Friedhof (Gruppe D, Nummer 20) bestattet.
Siehe auch
Bombardier Rotax Wien.
Steirische Alpenpost vom 28.2.1892, Seite 5:
Aussee, am 26. Februar 1892.
Hofwagenfabrikant Lohner Am 10. d. M.
Morgens ist in Wien der Hofwagenfabrikant Jakob Lohner,
Chef der Firma Lohner und Comp., in seiner Wohnung,
Porzellangasse Nr. 2, nach längerer Krankheit im Alter
von 71 Jahren gestorben. Lohner war einer der bedeutendsten
Wagenfabrikanten auf dem Continent und in aristokratischen
und Sportkreisen sehr bekannt. Er hatte im Jahre 1852
das seit 1821 gegründete Sattlergeschäft seines Großvaters
Ludwig Laurenzi zu einer Wagenfabrik umgestaltet und wußte
seinem Unternehmen bald im In- und Auslande einen
guten Ruf zu gewinnen. Seitdem entwickelte sich sein Etablissement
zu dem bedeutendsten in Wien und zu einem der
größten in Europa. Lohner besaß die Hoflieferantentitel für
den österreichischen, schwedischen und rumänischen Hof. Der
Kaiser zeichnete ihn durch Verleihung des goldenen Verdienstkreuzes
mit der Krone aus; auch andere Souveräne verliehen
ihm Orden und Decorationen. Lohner war Vice-Präsident
des gemeinnützigen Vereins und Mitglied anderer Wohlthätigkeitsvereine.
Herr Lohner gehörte auch zu den getreuen
Curgästsn Aussees, er kam seit einer Reihe von Jahren
hierher und wohnte einen Sommer im Meranstöckl, einen
Sommer bei G. Resch und seit 1889 in der Villa Moser.
Innsbrucker Nachrichten vom 15.7.1910, Seite 5:
In Igls verschied nach langem Krankenlager Frau Rosa
Lohner, geb. Kirchlehner, im 70. Lebensjahre.
Die Verblichene war die Mutter des Hofwagenfabrikanten
Herrn
Ludwig Lohner in Wien.
Ihre Leiche wird von der "Concordia" zur Bestattung nach Wien überführt.
Die Verstorbene war ein langjähriger Kurgast von Igls
und eine große Wohltäterin der Armen.
Der Tag vom 15.7.1925, Seite 4:
Ludwig Lohner gestorben.
Gestern mittags ist der 71jährige Fabrikant
Ludwig Lohner, 9. Bez., Porzellangasse 2,
der Inhaber einer bekannten Flugzeugwerft,
in einem Straßenbahnzug am Engelsplatz von
plötzlichem Unwohlsein befallen worden und
bewußtlos zusammengestürzt. Er verschied
noch vor dem Eintreffen der Rettungsgesellschaft.
Die Firma Lohner, deren Seniorchef der
Verstorbene war, besteht seit dem Jahre 1821
und beschäftigt sich seit dem Jahre 1890 mit
der Erzeugung von Wagen- und Karosserien.
Ludwig Lohner war es auch, der das erste
Automobil nach Wien brachte, die Typen der
Straßenbahnwagen nach dem System Lohner-Borsch
tragen seinen Namen. Im Jahre 1910
stellte er seine Produktion auch auf die Erzeugung
von Flugzeugen — man nannte sie
Pfeilflugzeuge — ein; im gleichen Jahre noch
vollführte ein Aeroplan seiner Fabrik den
aufsehenerregenden Flug von Wien nach
Budapest.
Zwei Jahre später flog der berühmte
Pilot Hauptmann Blaschke, der
bekanntlich den großen Höhen-Weltrekord in
Aspern aufgestellt hat, mit einem Lohner-Flugzeug
von Wien nach Berlin. Während des Krieges war die Fabrik Lohner mit der
Erzeugung von Kampfflugzeugen beschäftigt
und gab mehr als tausend Arbeitern Brot.
Als im Jahre 1918 infolge des Friedens von
St. Germain der weitere Flugzeugbau in
Österreich fast unmöglich wurde, stellte
Ludwig Lohner seine Fabrik wiederum auf
den Karosseriebau um; die Autobustypen der
Gemeinde Wien sowie viele Ambulanzwagen
der Rettungsgesellschaft und Feuerwehr sind
von ihr konstruiert worden.
Der Verstorbene war fünf Jahre lang als
Mitglied der liberalen Partei Gemeinderat
von Wien und befaßte sich hauptsächlich mit
Verkehrsproblemen. Im Jahre 1918 legte er
sein Mandat nieder und kandidierte nicht
wieder.
Ludwig Lohner war ein Freund
zahlreicher hervorragender Gelehrter; zu
seinen intimen Bekannten zählten sich außer
dem Nationalökonomen Böhm-Bawerck
auch viele hervorragende Arzte, darunter die
Professoren Chiari, Wagner,
Jauregg, Eiselsberg, Fuchs usw.
Ludwig Lohner, der auch lange Jahre Vizepräsident
des Automobilklubs und Vorstandsmitglied
des Hauptverbandes der Industrie,
sowie zahlreicher wirtschaftlicher Korporationen
war, hinterläßt außer einer Gattin,
die eine Urenkelin des berühmten Diplomaten
Gentz ist, sechs Söhne und eine verheiratete
Tochter. Der älteste Sohn Max und die Ingenieure
Richard und Alfred Lohner sind in
der Fabrik, die gegenwärtig ungefähr
300 Arbeiter beschäftigt, tätig.
über das Leichenbegängnis wurden bisher
noch keine näheren Dispositionen getroffen.
Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 15.7.1925, Seite 5:
Ludwig Lohner gestorben.
Kommerzialrat
Ludwig Lohner, einer der wenigen
verdienstvollen Pioniere des österreichischen Automobilismus,
die noch in die „Neuzeit" herüberragten, ist gestern in den
ersten Nachmittagsstunden einem Herzschlag erlegen. Mit ihm
ist einer jener weitblickenden Männer dahingeschieden, die für
den österreichischen Automobilismus sehr viel getan haben, die
ihm die ersten Wege geebnet hatten und für seine weitere Entwicklung
stets warmes Interesse bekundeten.
Ludwig Lohner war am 15. Juli 1858 zu
Liesing bei
Wien geboren, erreichte also ein Alter von 67 Jahren. Er
besuchte von 1874 bis 1878 die Wiener Technische Hochschule
und machte bis 1887 weite Reisen in Europa, nach Amerika und
dem fernen Orient. Nach Wien zurückgekehrt, trat er in die
Firma Jakob Lohner u. Co. ein, die er 1896 allein übernahm.
Auf seinen Studienreisen gewann er schon ein klares
Bild von den künftigen Möglichkeiten des selbstbeweglichen
Vehikels, zu einer Zeit, da sich im Heimatlande noch kaum die
ersten Keime der neuen Bewegung regten.
Ludwig Lohner war
Mitbegründer des Oesterreichischen Automobilklubs und seit
dessen Bestehen Vorstandsmitglied. Man wird nicht zu viel
behaupten, wenn man sagt, Lohner war der erste Oesterreicher,
der die Entwicklung des Automobils in ihrer ganzen Bedeutung
erfaßte.
Wäre Lohner mehr Kaufmann und weniger Pionier
einer neuen Bewegung und Ingenieur gewesen, so hätte er
wahrscheinlich eine der vorhandenen Typen kopiert und wäre
so ohne große Schwierigkeiten in die Fabrikation und das Geschäft
gekommen. Er fühlte aber die Kraft in sich, aus eigenem
zu schaffen, und nur in der allerersten Zeit benützte er die
Fabrikate von Peugeot in Paris, doch mehr zum Studium als
zum Vorbild. Einen solchen Peugeot brachte
Ludwig Lohner
im Jahre 1895 nach Wien, wo er große Aufmerksamkeit erregte.
Am 16. Jänner 1897 veröffentlichte das „Neue Wiener
Abendblatt" in seiner Automobilrubrik einen ausführlichen
Bericht über einen Vortrag, den
Ludwig Lohner am Abend
zuvor im Niederösterreichischen Gewerbeverein unter dem
Titel: „Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Automobile"
gehalten hatte.
Der Verblichene gehörte zu jenen Konstrukteuren, die
stets auf dem Quivive stehen und mit Scharfblick junge Talente
zu entdecken verstehen. So trat Lohner schon im Jahre 1899
mit Ingenieur Ferdinand Porsche, heute technischer Direktor
der Daimler-Motorengesellschaft, Stuttgart-Untertürkheim, in
Verbindung. Es wurden die ersten Elektromobile nach
dem System Lohner-Porsche gebaut. Nach demselben System
erzeugten dann die Oesterreichischen Daimlerwerke in Wiener
Neustadt Elektromobile sowie elektrische Oberleitungswagen.
In der internationalen Automobilwelt wurde auch die Konstruktion
des Lohner-Porsche-Wagens gemischten Betriebes (mit
dem populären Namen als Mixte bezeichnet) viel besprochen,
das heißt ein Wagen mit einem Benzinmotor und elektrischer
Kraftübertragung. Für dieses System interessierte sich namentlich
in Frankreich das große Haus Panhard u. Levassor, welches
das Patent angekauft hatte, ebenso wurde seinerzeit der
Mercedes-Mixte in Wiener-Neustadt nach diesen Plänen gebaut;
schließlich auch die bekannten C-Züge mit einer
Transportfähigkeit bis zu 50 Tonnen Nutzlast. Charakteristisch
war bei den Lohner-Porsche-Konstruktionen der in die Radnabe
eingebaute Elektromotor. Am bekanntesten ist diese Ausführungsform
an zahlreichen Feuerwehrelektromobilen, die nicht
nur in Wien, sondern auch in vielen andern europäischen
Städten Verkehren.
Als das Benzinautomobil immer mehr in den Vordergrund
trat, verschwanden die Elektromobile Lohner-Porsche
allmählich aus dem Großstadtbilde. Heute sieht man nur hie
und da einmal eines von jenen seinerzeit so populären Fahrzeugen
geräuschlos durch die Straßen dahingleiten. Im
weiteren Verlaufe seiner Tätigkeit gestaltete dann Kommerzialrat
Lohner den Automobilkarosseriebau aus und lieferte die
gediegenen, solid gearbeiteten Lohner-Wagen-Aufbauten. Es
braucht wohl kaum erst hervorgehoben zu werden, daß
Ludwig Lohner
auch mit vollem Eifer sich dem Bau von Flugzeugen
zuwandte.
Der so arbeitsfreudige Pionier des Automobilismus war
auch im Niederösterreichischen Gewerbeverein sowie in andern
Körperschaften, die direkt oder indirekt mit der automobilistischen
Bewegung in Verbindung standen, stets anregend und fördernd
tätig. Er war auch Mitglied der Automobilistischen Tischgesellschaft.
Ueberall kam es ihm trefflich zustatten, daß er die Gabe
der Rede in ganz außerordentlicher Weise besaß. Dies kam ihm
unter anderm auch während seiner politischen Tätigkeit im
Gemeinderat, wo er der liberalen Partei angehörte, sehr zu
gute. Der österreichische Automobilismus hat durch das Dahinscheiden
Ludwig Lohners einen großen Verlust erlitten, und die
automobiliftische Gemeinde wird dem tapferen Vorkämpfer ein
dauerndes Gedenken bewahren.
Weiters im Grab bestattet:
Jakob Lohner, * 07.10.1821, lt. Grabstein 08.10.1821 in Wien, † 19.02.1892 in Wien, Bestattungsdatum: 22.02.1892
Christiane Maria Adrienne Lohner, geb. Czeija, * 29.05.1919, † 16.11.2007, Bestattungsdatum: 30.11.2007
Rosa Lohner, geb. Kirchlehner, * 11.11.1840, † 13.07.1910, Bestattungsdatum: 18.07.1910
Ludwig Lohner, * 15.07.1858, † 14.07.1925, Bestattungsdatum: 18.07.1925
Melanie Lohner, * 30.03.1868, † 17.04.1926, Bestattungsdatum: 20.04.1926
Sidonie Lohner, geb. Szerbanowirz, * 25.03.1896, † 01.06.1973, Bestattungsdatum: 08.06.1973
Maximilian (Max) Lohner, * 19.10.1891, † 07.01.1975, Bestattungsdatum: 14.01.1975
Regina (Reny) Lohner, geb. Singer, * 24.09.1905, † 08.07.1981, Bestattungsdatum: 13.07.1981
Alfred Bill Lohner, * 25.07.1898, † 13.02.1983, Bestattungsdatum: 22.02.1983
Friedrich (Fritz) Lohner, Dr., * 12.01.1906, † 29.08.1990, Bestattungsdatum: 07.09.1990
Gerda Lohner, geb. Bellinger, * 09.09.1919, † 27.09.1992, Bestattungsdatum: 02.10.1992
Wilhelm Lohner, Dkfm., * 10.03.1909, † 27.12.1998, Bestattungsdatum: 04.01.1999
In memorian:
Richard Lohner, Dipl.Ing., Industrieller * 22.08.1894, † 04.04.1970.
Quelle: Dieser Text basiert auf dem Artikel
Jakob_Lohner aus der freien Enzyklopädie
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Bilder: www.nikles.net, Steirische Alpenpost vom 28.2.1892, Innsbrucker Nachrichten vom 15.7.1910, Seite 5, Seite 5, Der Tag vom 15.7.1925, Seite 4, Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 15.7.1925, Seite 5 und gemeinfrei.