Person - Heinrich von Heß
Heinrich Hermann Joseph Ritter von Heß, ab 1849 Freiherr von Heß (* 17. März 1788 in Wien; † 13. April 1870 ebenda), war ein österreichischer Feldmarschall.
Leben: Heß trat 1805 in die österreichische Armee ein und wurde bald dem Generalquartiermeister zugeteilt, der ihn für trigonometrische Arbeiten verwendete. Nachdem er sich als Oberleutnant bei Aspern und Wagram ausgezeichnet hatte, kam er 1813 als Hauptmann wieder in den Stab des Generalquartiermeisters. Nach dem ersten Friedensschluss im Zuge der Befreiungskriege in Paris wurde er mit besonderen Aufträgen in das Piemont gesandt, beim Wiederausbruch der Kriegshandlungen 1815 (Rückkehr Napoleons von Elba) wurde er zum Major befördert und im Hauptquartier des Fürsten Schwarzenberg eingesetzt.
Anschließend diente er zwei Jahre lang als stellvertretender Militärkommissar im Piemont. Als Radetzky im März 1831 den Oberbefehl in Italien erhielt, trat ihm Heß als Chef des Generalquartiermeisterstabes zur Seite. Nach den Angaben Radetzkys entwarf er eine neue Manövrierordnung für die Infanterie, die Kavallerie und für die Artillerie. Sie bewährte sich in der Folgezeit ausgezeichnet.
1834 wurde Heß Generalmajor in Mähren, 1840 wurde ihm die Leitung des Generalquartiermeisterstabes übertragen. 1842 wurde er Chef des 49. Infanterieregiments, das später auch seinen Namen trug. 1843 erfolgte die Ernennung zum Feldmarschallleutnant.
Beim Ausbruch der Revolution 1848 trat Heß wieder an die Seite Radetzkys und führte den Generalstab. In dieser Eigenschaft schloss er am 8. August 1848 den Waffenstillstand ab, wonach die Truppen Piemonts sich hinter den Tessin zurückziehen mussten. Im folgenden Feldzug im Jahr 1849 erkannte Radetzky in einem Tagesbefehl den großen Anteil seines Generalstabschefs am Sieg bei Novara an. Heß wurde zum Geheimrat und außer der Reihe zum Feldzeugmeister und gleichzeitig zum wirklichen Chef des Generalquartiermeisterstabes und noch dazu zum Freiherrn ernannt.
Ende 1850 wurde Heß zum Chef des Generalstabs des gesamten Heeres ernannt. In den Folgejahren war er mehrmals in militärischen Missionen unterwegs, so nach Warschau, Sankt Petersburg und Berlin. 1854 befehligte er während des Krimkrieges die in Galizien und Siebenbürgen stehenden österreichischen Truppen und veranlasste die Russen zur Räumung der an der
Donau gelegenen Fürstentümer.
1859 wurde Heß im Sardinischen Krieg kurz vor der Schlacht von Magenta nach Italien entsendet, konnte sich aber mit seinen Dispositionen nicht durchsetzen. Nach der verlorenen Schlacht von Solferino war er gezwungen mit den Franzosen den Waffenstillstand von Villafranca abzuschließen. Weiters wurde er 12. Juli 1859 zum Feldmarschall und zum Oberbefehlshaber der Armee in Italien befördert und 1860 – unter Enthebung von seiner Eigenschaft als Generalstabschef – zum Hauptmann der Trabantengarde ernannt. Heß wurde 1861 in das österreichische
Herrenhaus berufen.
Er war in erster Ehe mit Katharina von Hess, in zweiter Ehe mit seiner Nichte Anna Baronesse von Diller, der Tochter seiner Schwester, verheiratet. Nach dem Tod seiner fünf Kinder adoptierte er 1854 seinen Neffen Friedrich, Sohn des k. k. Majors Georg Freiherrn von Diller. Das Geschlecht führt seither mit kaiserlicher Genehmigung den Namen Hess-Diller. Heinrich Hermann Joseph Freiherr von Heß starb am 13. April 1870 in seiner Heimatstadt Wien.
Ehrungen: Im Jahr 1870 wurde in Wien
Innere Stadt (1. Bezirk) die Heßgasse nach ihm benannt, auch in Graz erhielt eine Gasse seinen Namen. 1885 wurden seine sterblichen Überreste in ein von Alexander Wielemans von Monteforte gestaltetes Ehrengrab auf dem
Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 14 A, Nummer 33) umgebettet (Bestattungsdatum: 02.10.1888 ?).
In St. Pölten befindet sich das nach ihm benannte Kommandogebäude Feldmarschall Hess, wo das Militärkommando
Niederösterreich des Österreichischen Bundesheeres untergebracht ist. Ebenso trägt die 3. Panzergrenadierbrigade das Hesserkreuz, welches als Tradition auf das „Infanterieregiment Nr. 49 – Feldmarschall-Leutnant Heinrich Freiherr von Hess“ zurückgeht.
Werk: Manfried Rauchensteiner (Hrsg.): Heinrich Freiherr von Hess: Schriften aus dem militärwissenschaftlichen Nachlass. Mit einer Einführung in sein Leben und das operative Denken seiner Zeit (= Bibliotheca rerum militarium. Bd. 41). Biblio-Verlag, Osnabrück 1975, ISBN 3-7648-0865-9
Die Presse vom 14.4.1870, Seite 9 und 10:
Feldmarschall Heinrich Freiherr v. Heß.
Der am 17. März 1788 geborene Feldmarschall Freiherr
Heinrich v. Heß, — Großkreuz des St. Stephans-, des Leopolds-
und Commandeur des Maria-Theresien-Ordens, Geheimrath,
Mitglied des
Herrenhauses, des Reichsraths, Inhaber des 49.
Infanterie-Regiments, Ehrenbürger von Wien und
Pest, Capitän der
Trabanten-Leibgarde, Kanzler des Leopold-Ordens — verschied heute
nach längerem Leiden. Er war der Sohn des RegleruugSraHs
Franz Ritter v. Heß und der Sprosse einer im 16. Jahrhunderts
geadelten Familie.
Am heiligen Christtag 1805 erhielt er das Fähnrichs-Patent im
60. Infanterie-Regimente und wurde während der eingetretenen Friedensepoche
beim Generalstabe verwendet. 1809 wurde er für besondere
Bravour in der Schlacht bei Deutsch-Wagram Hauptmann
und in dieser Eigenschaft 1813 in den Generalstab übersetzt. An der
Seite des Feldmarschall-Lientenants Grafen Bubua wurde er zu
einer diplomatischen Mission an Napoleon I. in Dresden verwendet,
erwarb sich bei Leipzig das Ritterkreuz des Leopolds- und des St.
Wladimir-Ordens, 1814 erneuerte Auszeichnungen und im folgenden
Jahre den Majorsgrad. In der hierauf eingetretenen Friedensepoche
wurde er 1822 als Militär-Commissär bei den Deenpationstruppen
in Piemont verwendet, 1831 als Oberst nach Italien versetzt und
zum Chef des Generalstabes beim mobilen Armeecorps ernannt. Es
war dies über Vorschlag seines Gönners, des Erzherzogs Karl, geschehen.
Heß, damals 43 Jahre zählend, fand in Radetzky seinen
Lehrer. In Oberitalien wurde dem alten Drillsysteme der Krieg
auf das Unerbittlichste erklärt. Hier säete Heß, was er in den Tagen
von Custozza und Novara ernten sollte.
Eine neue Feld-Instruction war sein erstes Werk, die großen
Contractiouen der Truppen im Herbste sein zweites; 1840 wurde
er Chef des Generalstabs der Armee an Rothkirch's Stelle, beglückwünschte
im folgenden Jahre den Sultan Abdul Medschid namens
des Kaisers Ferdinand, avancirte 1842 znm Feldmarschall-Lientenant
und wurde Inhaber des 49. Infanterie-Regiments. Im Mai 1848
wurde er Chef des Generalstabs der Armee in Italien an Radetzky's
Seite, und kam auf wohlbekannte Gefilde. Mit seinem Eintreffen
änderte sich die Lage der operirenden Armee. Die Tage vor Vicenza,
Custozza, Volta, Mailand, dann 1849 von Mortara und
Novara haben ihm ein bleibendes Denkmal in der vaterländischen
Kriegsgeschichte gesichert. Zum fünfzigjährigen Dienstjubilämn 1855
verehrte ihm die Armee ein prachtvolles Gemälde vom Meister Albrecht
Adam, die Schlacht von Novara darstellend, der Kaiser das
Großkreuz des St. Stephans-Ordens mit einem sehr schmeichelhaften
Handschreiben. In dem unglücklichen Mobilisirungs-Jahre 1854,
welches uns Millionen an Gulden uud Tausende an Soldaten
kostete, war Heß zum General en Chef der dritten uud vierten
Armee desiguirt, früher jedoch zu häufigen diplomatischen Missionen
nach Paris, Berlin und Petersburg verwendet worden.
Als 1859 die Schlacht bei Magenta verloren wurde, erhielt
der damals im 71. Lebensjahre stehende Feldzeugmeister den Auftrag,
der Armee einen gesicherten Rückzug zu bereiten. Dies geschah
und als der Kaiser in Person den Oberbefehl übernahm, wählte er
Heß zum Chef des Generalstabs und FML. Ramming zu dessen
Adlatus. Indeß fiel auch die Schlacht bei Solferino unglücklich
aus und man legte diese Niederlage mündlich und schriftlich dem
FZM. Heß zur Last. Namentlich war es sein Adlatus, der in einer
als Manuscript erschienenen Broschüre den alten Herrn sehr scharf
beurtheilte. Am 12. Juli 1859 wurde Heß zum Feldmarschall
ernannt.
Folgender Partezettel ist erschienen: „Marianne Freifrau
v. Heß, geborne Freiin v. Hiller, Palastdame Ihrer Majestät der
Kaiserin und Königin Elisabeth, gibt tief erschüttert in ihrem nnd
im Namen des Adoptivsohnes Friedrich Freiherrn v. Heß-Hiller,
k. k. Oberlieuteuant im Prinz Eugen von Savoyen-Dragoner-Regiment
Nr. 13, die Nachricht, daß ihr innigstgeliebter Gatte,
Se. Excellenz der hochwohlgeborne Herr Heinrich Freiherr v. Heß,
k. k. wirklicher Geheimrath und Feldmarschall (folgen Orden und
Titel) Mittwoch den 13. April 1870, um 4 Uhr Früh, in Folge
eines längeren LungenleidenS, nach Empfang der heiligen Sterbesakramente,
im 83. Lebensjahre sanft entschlafen ist.
Die irdische Hülle des theuren Verblichenen wird Sonntag den
17. d., um 3 Uhr Nachmittags, vom Trauerhause: 1. Bezirk,
Kärntnerstraße Nr. 14, in die Dom- und Metropolitankirche zu
St. Stefan überführt, daselbst feierlichst eingesegnet nnd sodann auf
dem
Währinger Ortsfriedhofe in der Familiengruft zur ewigen Ruhe
beigesetzt. Die heiligen Seelenmessen werden Dienstag den 26. d.,
um 11 Uhr Vormittags in obgenannter Dom- und Metropolitankirche
gelesen werden.
Wien, den 13. April 1870."
Im Laufe des heutigen Vormittags fanden sich viele hochgestellte
Persönlichkeiten, meist Generale und Stabsofficiere, in der
Wohnung des verblichenen Feldmarschalls ein, um der Witwe desselben
die Condolenz-Visite abzustatten und um die Leiche des Verstorbenen,
welche noch immer in dem Sterbezinnner liegt, zu besichtigen.
Die Züge des Verblichenen haben sich sehr verändert. Um
1 Uhr Mittags wird morgen Donnerstag die Leiche aufgebahrt werden.
Die Besichtigung der Leiche durch Se. Majestät den Kaiser
war schon auf heute Mittags angesagt, erfolgte aber nicht, sondern
dürfte erst morgen im Laufe des Vormittags stattfinden.
Wiener Allgemeine Zeitung vom 2.10.1888, Seite 14
[Exhumirung des FM. Heß.] Heute Vormittags
sind auf dem
Währinger-Ortsfriedhofe die Gebeine des am
13. April 1870 in Wien verstorbenen FM. Heinrich Freiherrn
v. Heß und seiner Gemalin, Marianne Freifrau v. Heß,
geborenen Freifrau v. Diller, aus ihrer Gruft gehoben
und nach dem
Central-Friedhofe gebracht worden. Die
Familiengruft der freiherrlich v. Heß und Diller'schen
Häuser liegt au der linken Friedhofsmauer in jener
Reihe, in welcher die großen Tonheroen ruhten und
die gegenwärtig noch Nestroy und Professor Lampi
beherbergt. Ueber der schön gemauerten Grabstätte,
die neun Abgeschiedene einschloß, erhebt sich zwischen zwei
steinernen Kreuzen, welche die Namen der Familienmitglieder
tragen, das einfache Monument, eine Steinsäule an der
Spitze abgebrochen, von wildem Wein umrankt und dem
Laub einer Trauerweide beschattet. Die Säule trägt den
Namen der Gattin Heß', das Postament in schon verwitterten
Goldbuchstaben die Inschrift:
„Hier ruht Feldmarschall Heß.
Er war des Vaterlandes bester Sohn,
Seines Kaisers treuester Diener.. ."
Zu dem feierlichen Acte der Exhumirung hatten sich um
8 Vz Uhr Vormittags auf dem
Währinger Friedhofe eingefunden:
von Seite der Bezirkshauptmamnschaft
Hernals Bezirksarzt
Sanitätsrath Dr. Witlacil, von den Angehörigen der
Familie der Adoptivsohn des Feldmarschalls, Baron Heß-Diller,
Major Baron Diller, Lieutenant Baron Diller
und der Rechnungsrath beim Obersthofmeisteramte Joseph
Leidinger, Oberst v. Horsetzky des Generalstabs-Corps
mit mehreren Stabsofficieren und Hauptleuten des
Generalstabes (Mitgliedern des Denkmal-Comites) en parade,
von der Anthropologischen Gesellschaft Professor Toldt
und Ober-Stabsarzt Dr. Weißbach, von der Bestattungs-Unternehmung
„Concordia" Herr Beschorner jun. ec. ec.
Als der Gruftdeckel gehoben war, brachten die Friedhofs-Arbeiter
zuerst den Sarg der Freiin v. Heß, dann den des
Feldmarschalls in die Höhe. Beide wurden in die Capelle
hinabgetragen, dort geöffnet und die Mitglieder der anthropologischen
Gesellschaft nahmen die Messungen an dem Schädel
Heß' vor, während die Leichenreste des Marschalls nebst
den Ueberbleibseln der Gala-Uniform, deren Goldborduren
ganz erhalten sind, und seiner Gemälin in dem neuen Doppel-Metallsarkophag
neben einander gebettet wurden. Nach dem
Ausspruche des Professors Toldt ist der Kopf des Marschalls
ein sehr schön gebildeter, entschiedener Langschädel. Das
Hinterhauptbein ist stark gewölbt, der untere Theil des
Gesichtes stark verwest. Der Oberkiefer fehlt, der Unterkiefer
ist vollständig zahnlos. Die Schädelnähte sind trotz des
hohen Alters, das der Marschall erreichte, sehr deutlich.
Nach beendigter wissenschaftlicher Untersuchung wurde der Kopf
in den Sarg gelegt, dieser verlöthet und mit einem Lorbeerkranze
mit schwarz-gelber Schleife ohne Widmung, gespendet vom
Generalstabs-Corps, geziert. Der Pfarrer von
Währing,
Ignaz Aumann, nahm die Einsegnung vor, worauf der
Sarg in einem vierspännigen Galaglaswagen der Bestattungsunternehmung
„Concordia", von Laternenträgern begleitet und gefolgt
von Equipagen mit den erwähnten Trauergästen
nach dem
Central-Friedhofe gebracht wurde. Nach
nochmaliger Einsegnung durch Dechant Lutz wurden die irdischen
Ueberreste in dem von der Commune gewidmeten Ehrengrabe vorläufig
ohne Feierlichkeit beigesetzt. Die beiden leeren Särge
wurden in die Gruft auf dem
Währinger-Ortsfriedhofe,
zurückgestellt. Die Feier der Wiederbestattung des berühmten
Marschalls wird bei der Denkmals-Enthüllung
folgen. Heß' neue Ruhestätte befindet sich auf den Anlagen
für historisch denkwürdige Persönlichkeiten neben dem
Standbilde des FZM.
John.
Wiener Zeitung vom 23.10.1888, Seite 4 und 5:
Einweihung des Heß-Monumentes.
Heute Vormittags ist in feierlicher Weise das Denkmal
des Feldmarschalls Freiherrn von Heß eingeweiht und
somit in das Eigenthum der Stadt Wien übergeben worden,
welche dem berühmten General ein Ehrengrab in den
Anlagen für historisch denkwürdige Persönlichkeiten
angewiesen hatte. Die Leiche des Marschalls ist am
2. d. M. auf dem
Währinger Friedhofe aus dem
Familiengrabe gehoben und mit der seiner Gattin in
aller Stille in der Arcadengruft [am
Wiener Zentralfriedhof] beigesetzt worden, an
der sich heute in einem Kreise illustrer Militärs die
einfache Gedächtnißfeier vollzog. Das Denkmal, vom
Baurathe Alexander von Wielemans entworfen, ist
etwa drei Meter hoch, im Renaissance-Style und ein
hübsches Pendant zu dem gegenüber befindlichen Monumente
des
FZM. Freiherrn von John. In einer
mit reicher Ornamentik gezierten Nische steht die vom
Bildhauer Pendl modellirte Büste aus blendend weißem
Marmor, darunter befindet sich, eingefügt in den
Stein, eine dunkle Tafel mit der goldenen Inschrift:
„Per aspera ad astra."
In der Mitte des breiten Unterbaues steht eingegraben
in einer Gedenktafel aus dunklem Marmor:
„Hier ruhen Feldmarschall Heinrich Freiherr
von Heß, Generalquartiermeister Sr. Majestät
des Kaisers und der Armee, geboren in
Wien am 17. März 1788, gestorben am
17. April 1870, und dessen Gemalin Marianne
Freiin von Heß."
Am Sockel des Denkmales sind Schilder aus weißem
Marmor, welche die Städtenamen: Wagram, Leipzig,
Curtatone, Vicenza, Custozza, Mortara, Novara, Sol-
ferino so wie die Jahreszahlen der betreffenden
Schlachten tragen. Auf dem Gruftdeckel steht ein kunstvoll
gearbeiteter großer eisener Blumenkorb mit
frischen Blüthen und am Eingänge der Gruft sind
zwei prachtvolle Grablaternen mit brennenden Lichtern.
Heute schmückten das Grab zahlreiche Kränze. Der
größte trug die Widmung auf schwarzgelber Bandschleife:
„Der k. k. Generalstab — dem berühmten
Chef." Das Regiment, das den Namen des Marschalls
trägt, hatte an seinem Kranze Schleifen von der Farbe
der Egalisirung befestigt und die breiten, hechtgrauen
Bänder beschrieben: „Das Infanterieregiment Nr. 49
— Seinem unvergeßlichen Inhaber." Ein prachtvoller
Lorbeerkranz trug die Inschrift: „Wiener
Militär-Veteranenverein FM. Freiherr von Heß"; ein anderer:
„In dankbarer Erinnerung — Radetzky." Auch die
Gruft
Johns war aus dem feierlichen Anlasse mit
einem Kranze aus Palmenzweigen und Rosen vom
k. k. Generalstabe geschmückt worden.
Um 10 1/2 Uhr Vormittags waren um das Denkmal die
Offiziere des Generalstabscorps mit Sr. Excellenz dem
Chef des Generalstabes FML. Freiherrn von Beck
versammelt. Vor der Stirnseite des Monumentes stand
die hohe Generalität, darunter Ihre Excellenzen
Reichs-Kriegsminister FZM. Freiherr von Bauer,
Platzcommandant FML. Ritter von Kaiffel in Vertretung
des Corpscommandanten, Sectionschef FML. Ritter
von Merkl, FZM. Graf Huyn und FML. Ritter von
Rodakowski. Rechts vom Denkmale standen Offiziere
und Mannschaft der k. k. Garden, eine Deputation
von Marine-Offizieren, das Offizierscorps des
Infanterieregiments FM. Freiherr von Heß Nr. 49 mit
einer Deputation von Unteroffizieren und Mannschaft
so wie Vertreter des früher genannten, den Namen
des Marschalls tragenden Veteranencorps. Links sah
man den Adoptivsohn des Verewigten Freiherrn von
Heß-Diller mit anderen Angehörigen der freiherrlichen
Familien Heß und Diller, den apostolischen Feldvicar
Bischof Dr. Gruscha im Ornate mit Assistenz, die
Vertreter der Stadtrepräsentanz, Bürgermeister-Stellvertreter
Dr. Prix und mehrere Gemeinderäthe, ferner
den Präsidenten der Akademie der Wissenschaften Se.
Excellenz Ritter von Arneth, den General-Chefarzt des
Malteser-Ordens Dr. Freiherrn von Mundy, die
Künstler von Wielemans und Pendl rc.
Vor 10 3/4 Uhr erschien Se. k. und k. Hoheit der
durchlauchtigste Herr Erzherzog Rainer, begleitet
von höchstseinem Obersthofmeister Sr. Excellenz
FML. Freiherrn de Vaux, und bald darauf Se.
k. und k. Hoheit der durchlauchtigste Herr Feldmarschall
Erzherzog Albrecht in Begleitung
eines Flügeladjutanten. Als die höchsten Herrschaften
sich in den Kreis der Militärs begeben hatten,
trat Feldbischof Dr. Gruscha mit Assistenz an das
Grabmal heran und nahm feierlich zuerst die Einsegnung
der irdischen Ueberreste, dann die Weihe des
Denkmales vor. Se. Excellenz FML. Freiherr von
Beck hob in kurzer Ansprache die großen Verdienste des
Gefeierten hervor und betonte speciell seine bedeutende
Wirksamkeit im Generalstabe, die allgemein noch so
lebhaft in Erinnerung ist, daß es nur eines Aufrufes
bedurfte, um sofort die Mittel zur Herstellung des
Monumentes aufzubringen. Die Herren Erzherzoge
conversirten nun einige Zeit mit den hohen Militärs,
den Angehörigen und den Künstlern, womit um
11 1/2 Uhr die militärisch-einfache Feier ihr Ende fand.
Neue Freie Presse vom 31.7.1872, Seite 6:
[Leichenbegängniß der Freifrau v. Heß.) Heute
Nachmittags fand das Leichenbegängniß der am 28. d. im
53. Lebensjahre verstorbenen Feldmarschalls-Witwe und Palastdame
Ihrer Majestät der Kaiserin, der Frau Marianne Freifrau
v. Heß, gebornen Freiin v. Diller, statt. Um 2 Uhr wurde die
Leiche, welche in einem mit Blumen und Kränzen geschmückten
Metallsarge ruhte, von Dienern der Entreprise des pompes
funébres gehoben und in den vor dem Trauerhause,
Kärntnerstraße
Nr. 14, bereitstehenden vierspännigen Leichenwagen gebracht,
worauf sich der Zug unter Vorantritt einer Deputation der
Veteranen-Vereine „Heß", „Tegetthoff" und des Ersten Wiener
Veteranen-Vereins nach der Metropolitan-Kirche zu
St. Stephan
in Bewegnnq setzte, wo die Einsegnung durch den Weihbischof
Kutschker erfolgte. Daselbst hatten sich der Adoptivsohn der Verstorbenen,
Oberlieutenant Friedrich Freiherr v. Heß-Diller, sowie
deren Geschwister Auguste Freiin v. Diller und Major außer
Diensten Ludwig Freiherr v. Diller, ferner der Oberstkämmerer
FZM. Graf Crenneville, der Platzcommandant Graf Pötting,
FML. Freiherr v. Roßbacher, der Adjutant des Herrn Erzherzogs
Albrecht: Oberst Graf Cappy, der Adjutant des Herrn Erzherzogs
Wilhelm: Oberst Koblitz, Baron Henikstein, viele Generale, Stabs-
und Ober-Officiere, sowie zahlreiche Mitglieder der Aristokratie
eingefunden. Nach erfolgter kirchlicher Feier wurde die Leiche
nach dem
Währinger Ortsfriedhofe gebracht und daselbst in der
Familiengruft beigesetzt.
Das Vaterland vom 1.8.1872, Seite 4:
Verzeichnis der Verstorbenen. Heß Marianna,
Baronin, k. k. Feldmarschalls-Witwe, 52 J., 1. Bez.
Kärnthnerstraße 14, an Lungentuberkulose.
Wiener Salonblatt vom 4.8.1872, Seite 10:
Am 28. v. M, starb hier Ihre Excellenz Freifrau Marianne
von Heß, die Witwe des im Jahre 1870 verstorbenen Feldmarschalls
und Geheimrath v. Heß. Die Einsegnung der Leiche wurde am
30. Juli in der Metropolitankirche zu
St. Stephan vorgenommen,
worauf die Beisetzung derselben in die Familiengruft auf dem
Währinger Ortsfriedhof erfolgte.
Weiters im Grab bestattet:
Marianne Freiin von Hess, geborne Freiin v. Diller, Palastdame Ihrer Majestät der
Kaiserin und Königin Elisabeth, Baronin, k. k. Feldmarschalls-Witwe, † 28.7.1872, 52 J., Bestattungsdatum: 02.10.1888, 1., Kärntner Straße 14.
Quelle: Dieser Text basiert auf dem Artikel
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