Person - Carl Prohaska
Carl Prohaska, auch Karl (* 25. April 1869 in Mödling,
Niederösterreich;
† 27. März 1927 in Wien, Bestattungsdatum: 29. März 1927), war ein österreichischer Komponist, Musikpädagoge und Dirigent.
Leben: Er studierte Klavier bei Eugen d’Albert und Komposition bei Eusebius Mandyczewski und Heinrich von Herzogenberg und war mit Johannes Brahms befreundet. Prohaska unterrichtete von 1894 bis 1895 am Straßburger Konservatorium und leitete von 1901 bis 1905 das Warschauer Philharmonie Orchester. 1908 wurde er Professor am Konservatorium der Wiener Philharmonie Gesellschaft.
Seine letzte Ruhe fand er auf dem
Pötzleinsdorfer Friedhof (Gruppe D, Reihe 42, Nummer 308) in Wien. 1959 wurde der Carl-Prohaska-Platz in Wien-Favoriten nach ihm benannt.
Carl Prohaska ist der Vater von Felix Prohaska und der Urgroßvater von Anna Prohaska und Daniel Prohaska.
Arbeiten:
Oper: Madeleine Guimard (1930)
Choral: Oratorium Frühlingsfeier (1913); Aus dem Buch Hiob; Lebensmesse, Der Feind, Infanterie und andere chorale Arbeiten.
Orchestral: Veränderungen im Thema von Devin du village, symphonische Einleitung zum Das vierte Gebot von Ludwig Anzengruber, Symphonie Phantasie und Fugue Rousseaus für Orchester.
Arbeiter Zeitung vom 28.3.1927, Seite 3:
Karl Prohaska gestorben.
Ein reiner, ehrlicher Künstler ist gestern aus dem
Leben geschieden, Karl Prohaska, den der Tod von fast
dreijährigem Siechtum erlöste. Prohaska, 1869 in
Mödling geboren, war ein Schüler des Wiener Konservatoriums.
Ursprünglich für die Virtuosenlaufbahn
(Klavier) bestimmt, ging er nach erfolgreichen Konzertreisen
nach Warschau als Dirigent der Philharmonie.
Ein Augenleiden zwang ihn, auch auf den Ruhm des
Dirigenten zu verzichten, obwohl er hier Vortreffliches
leistete. Er hat, nach Wien zurückgekehrt, noch in den
letzten Jahren gelegentlich Proben seiner Dirigentenkunst
gegeben, auch vor Arbeitern und mit Arbeiterhörern.
Prohaska wurde Lehrer für Klavier an der Musikakademie
(Ausbildungsklasse). Aber immer stärker trat
er als Komponist hervor. Seine großen Chorwerke „Aus
dem Buche Hiob", „Frühlingsfeier" und andre haben ihn
als reifen Künstler von großem Können und reinem
Empfinden sichergestellt, wie zahlreiche Kammermusikwerke,
Lieder, Orchesterstücke. Auch eine bisher unausgeführte
Oper (Dichtung von Lilly Braun) hat er
geschrieben. Mit Prohaska verliert die Musik einen
treuen, nur dem Höchsten unbeirrbar hingegebenen
Künstler, Wien einen der besten Namen.
Ostdeutsche Rundschau vom 29.3.1927, Seite 3:
Karl Prohaska gestorben.
Der a.-o. Professor der Hochschule für Musik und darstellende
Kunst, Hofrat Karl Prohaska, ist Sonntag
den 27. d., 1/4 10 Uhr vormittags, in seiner Wohnung in
Hietzing, Maxingstraße 18, nach langem, schmerzensreichen
Leiden, einen Monat vor Vollendung seines 58. Lebensjahres,
gestorben. Mit Karl Prohaska schwindet eine große
Hoffnung der deutschen Musik. Seine Entwicklung in den
letzten Jahren seines Schaffens hat erwarten lassen, daß
er uns noch Großes hätte schenken können. Er war über
zwei Jahre lang von einem furchtbaren Nervenleiden befallen
und ist in dem zähen Kampfe gegen die Zerstörung
nunmehr dieser erlegen. Professor Prohaska hat trotz seines
schwerleidenden Zustandes den Unterricht bis vor wenigen
Wochen aufrecht erhalten und war noch gelegentlich der
jüngsten Rektorswahl im Kreise seiner Kollegen in lebhafter,
angeregter Stimmung anwesend. Anfangs Februar holte er
sich eine Erkältung und wurde von Grippe und Lungenentzündung
befallen, konnte aber noch für kurze Zeit gerettet
werden. Er büßte jedoch seine körperliche Widerstandskraft
völlig ein. In den letzten zwei Wochen verschlimmerte sich
sein eigentliches Leiden mit unheimlicher Schnelligkeit, und
überall auftauchende Neubildungen konnten trotz sorgfältigster
Behandlung nicht mehr zum Stillstand gebracht werden.
Noch am 7. d. fand in seiner Wohnung eine musikalische
Probe statt. Erika Rokyta sang mit dem Sedlak-Winkler-Quartett
mehrere Lieder Prohaskas mit Streichquartettbegleitung,
die am Abend im Radio zur Aufführung kamen.
Karl Prohaska entstammte einer alten Wiener Familie.
Er wurde am 25. April 1869 in Mödling in der Babenbergerstraße
geboren. Sein Vater Karl war Ratssekretär
des Obersten Gerichtshofes, sein Großvater, der Archivar
Anton Prohaska, war im Verkehr mit Grillparzer gestanden.
Die musikalische Begabung war in seiner Familie väterlicherseits
erblich. Mit besonderer Liebe hing Professor
Prohaska an seiner Mutter, die vor über einem Jahrzehnt
gestorben ist. Prohaska war seit fünfzehn Jahren mit der
Tochter Margarete des Professors der
Akademie der bildenden Künste,
Hofrates Julius Schmidt, vermählt. Der
Ehe sind drei Söhne entsprossen. Karl Prohaska hat eine
große Anzahl bedeutender Werke geschrieben, die allgemein
Beachtung und Anerkennung fanden, aber weitaus nicht
nach Gebühr gewürdigt wurden. Er wäre berufen gewesen,
die Reihe der großen Wiener Tondichter nach Bruckner und
Hugo Wolf würdig fortzusetzen. Hier ist wieder ein typischer
Fall dafür gegeben, daß die Nachwelt gutzumachen haben
wird, was die von negativen Tendenzen unterjochte Mitwelt
verabsäumt hat. Seine bedeutenden Orchesterwerke,
seine wundervollen Chorwerke, seine ausgezeichneten
Kammermusikwerke und Lieder sind seit Jahren in Wien
schmählich vernachlässigt worden. Wir werden noch Gelegenheit
finden, den verantwortlichen Faktoren ins Gewissen
zu reden. Heute soll die Trauer um den vorzeitig Dahingeschiedenen
nicht durch andere Empfindungen und Erwägungen
getrübt werden. Sein Tod wird in weiten Kreisen
Erschütterung und Teilnahme erwecken und ein großer
Freundeskreis wird ihm ein getreues Gedenken bewahren.
Ein Künstlerleben, erfüllt von ergreifender Tragik, hat hier
geendet. Die Beerdigung Prohaskas findet am Dienstag
den 29. d. um 3 Uhr nachmittags im
Pötzleinsdorfer Friedhof statt.
Nach seinem letzten Wunsch soll seine Bestattung in aller Stille erfolgen.
Weiters im Grab bestattet:
Karl Prohaska, Dr., k.k. Landesgerichtsrat in Pension, * 24.09.1832, † 02.09.1895, Bestattungsdatum: 04.09.1895
Katharina Prohaska, geb. Halledauer, * 11.08.1840, † 13.12.1916, Bestattungsdatum: 16.12.1916
Alfred Prohaska, † 03.04.1968, Bestattungsdatum: 09.04.1968
Margarethe Prohaska, geb. Schmidt, Bestattungsdatum: 05.08.1982
Carl Prohaska, * 1921, † 1968
Fritz Prohaska, * 1914, † 1970
Quelle: Dieser Text basiert auf dem Artikel
Carl_Prohaska aus der freien Enzyklopädie
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Bilder: www.nikles.net, Arbeiter Zeitung vom 28.3.1927, Seite 3, Ostdeutsche Rundschau vom 29.3.1927, Seite 3.