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Die Bundeshauptstadt

Person - Karl Meißl

Karl Meißl, auch Carl Meissl, (* 25. Oktober 1829 in Wien, † 25. Februar 1894 in Wien) war Eigentümer des Hotels "Zum bayerischer Hof" (2., Taborstraße 39, testamentarisch verfügtes Stiftungshaus), das er 1856 von seinem Vater übernommen hatte und elf Jahre führte, bevor er sich ins Privatleben zurückzog. Er war zudem Direktor der Ersten österreichischen Spar-Casse, Vorstand-Stellvertreter des Leopoldstädter Kinderspitalvereins sowie in zahlreichen humanitären Vereinen tätig.

1869 wurde Meißl in den Bezirksausschuss Leopoldstadt gewählt und 1876 im ersten Wahlkörper des Bezirks Leopoldstadt in den Gemeinderat entsendet, dem er bis zu seinem Tod angehörte. Er gehörte im Gemeinderat verschiedenen Kommissionen an und wurde auch in den Bezirksschulrat gewählt.

Meißl war Träger des goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone und der doppelten großen goldenen Salvatormedaille.

Am 21. Februar 1894 unternahm er - schon einige Zeit an einer psychischen Erkrankung leidend - aus dem zweiten Stock seines Wohnhauses in der Großen Sperlgasse 43 einen Selbstmordversuch, blieb jedoch in einer Telegraphenleitung hängen und überlebte unverletzt, wurde jedoch von seiner Familien in die Nervenheilanstalt Svetlin (3., Leonhardgasse 3-5) eingewiesen. Dort starb er am 25. Februar 1894 an einem Herzinfarkt und wurden nach der Bestattung im Trauerhaus (2, Taborstraße 39) in der Familiengruft auf dem Zentralfriedhof (Gruppe: 32 B, Nummer: 2) bestattet. Vizebürgermeister Dr. Richter verfasste einen Nachruf auf ihn, der auch in der Neuen Freien Presse abgedruckt wurde. Seine Witwe Sofie Meißl spendete am 17. März 1894 500 Gulden der "Unterstützung-Societät der k. k. Polizeibeamten" für ihre Witwen und Waisen. Die von ihm testamentarisch eingerichtete Stiftung, die nur christlichen "Gewerbsleuten" offenstand, wurde als Beweis angesehen, dass er "wie viele seiner liberalen Kollegen im Grunde seiner Seele Antisemit war und nur mit den Scheinliberalen ging, um mit Hilfe der jüdischen Presse und Wähler in den Stadtrath zu kommen."

Weiters im Grab bestattet:
Meissl Josef (Vater), * 15.2.1796 in Grafensulz, Mistelbach, † 26.04.1856, Bestattungsdatum: 25.10.1896
Meissl Theresia Martha, geb. Katzmayer (Mutter), * 1800 in Tulln, † 27.06.1856, Bestattungsdatum: 25.10.1896
Meissl Sofie, auch Sophie (Ehefrau), * 1838, Bestattungsdatum: 04.08.1917

Grabstätte von A. M. Beschorner: Das letzte große Werk, an dem Alexander Marcus Beschorner (1821-1896) arbeitete, war die Gruft von Stadtrat Karl Meißl. Beschorners Unternehmen (Metallwarenfabrik, Gründer Bestattungsunternehmen "Concordia", Wien VII, Dreilaufergasse Nr. 9, seit 1909: Lindengasse) fertigte für das Monument zahlreiche in Kupfer getriebene Viktorien nach den Plänen verschiedener Künstler an.

Wiener Zeitung vom 26.2.1894, Seite 7: (Stadtrath Meißl †) Am Samstag Abends ist Stadtrath Karl Meißl nach längerem Leiden im 65. Lebens­jahre gestorben. Der Verewigte erkrankte vor einiger Zeit und mußte deßhalb einen Urlaub antreten. Am letzten Mittwoch machte derselbe, geistesumnachtet, einen Selbstmord­versuch, der glücklicher Weise ohne Folgen blieb, jedoch die Nothwendigkeit darthat, den Erkrankten in einer Privat-Irrenheilanstalt unterzubringen. Dortselbst ist nun Meißl einem Herzschlage erlegen. Der Verstorbene gehörte dem Gemeinderathe seit 1876 ununterbrochen an. Er besaß das goldene Verdienstkreuz mit der Krone und die doppelt große goldene Salvator-Medaille. Wie uns mitgetheilt wird, soll Meißl das ihm gehörige Hotel „zum bairischen Hof" in der Taborstraße zur Errichtung eines Asyls für verarmte Bürger letztwillig gewidmet haben.

Neue Freie Presse vom 27.2.1894, Seite 6 und 7 [Nachruf]: Stadtrath Karl Meißl, über dessen Tod wir berichtet haben, war im Jahre 1829 ge­boren, trat bereits in jungen Jahren als Geschäftsleiter in das seinem Vater gehörige Hotelgeschäft „zum bayrischen Hof" in der Leopoldstadt ein und übernahm das Geschäft im Jahre 1856 zum selbstständigen Betriebe. Nach elfjähriger Thätigkeit zog sich Meißl ins Privatleben zurück. Im Jahre 1869 wurde Meißl in den Bezirksausschuß Leopoldstadt gewählt. Seit dieser Zeit wirkte er ununterbrochen im öffentlichen Leben. Im Jahre 1876 wurde er im ersten Wahlkörper des Bezirkes Leopoldstadt in den Gemeinde­rath gewählt, dem er bis zu seinem Ende angehörte. Meißl war ein äußerst fleißiges Mitglied der Stadtvertretung. Er gehörte im früheren Gemeinderathe der zweiten Section (für innere Gemeinde- Angelegenheiten, Handel und Gewerbe) als Obmann, der Schul-, Bau- und Finanzsection als Mitglied an. Meißl wurde auch vom Gemeinderathe in den Bezirksschulrath gewählt. Lange Jahre war der Verstorbene auch Vorstand-Stellvertreter des Bezirkes Leopoldstadt. Bei der Constituirung des Stadtrathes wurde Meißl in diese Körperschaft gewählt. Er gehörte einer großen Anzahl von humanitären Vereinen theils als Mitglied, theils als Functionär an, war Director der Ersten Oesterreichischen Spar­kasse, Vorstand-Stellvertreter des Leopoldstädter Kinderspitalvereines. Meißl hatte ein warmfühlendes Herz für seine leidenden Mitmenschen und eine stets offene, hilfsbereite Hand für die Armen. Vor einiger Zeit begannen sich Geistesstörungen zu zeigen und Meißl mußte einen Urlaub nehmen. Sein Tod erfolgte in einer Privat-Heilanstalt. Die Leiche des Herrn Karl Meißl wird durch die Entreprise Dienstag den 27. d. M. um 3 Uhr Nach mittags vom Trauerhause: II. Bezirk, Taborstraße Nr. 39, in die Pfarrkirche zu St. Leopold geführt, daselbst feierlichst einge­ segnet und sodann auf dem Central-Friedhofe in der Familien­gruft zur ewigen Ruhe bestattet.

In der heutigen außerordentlichen Sitzung des Gemeinderathes widmete Vice-Bürgermeister Dr. Richter dem ver­storbenen Stadtrathe Karl Meißl folgenden Nachruf: Ich habe die traurige Mittheilung zu machen, daß ein zweiter College aus unserem Kreise geschieden ist. Sie Alle haben ihn und seine liebenswürdige Persönlichkeit gekannt, so daß Alle sagen können, er habe vielleicht hie und da einen Gegner, jedoch nie einen Feind in unseren Reihen gefunden. Es ist unser College Meißl, welcher dem öffentlichen Leben seit dem Jahre 1869 angehört hat, welcher im Jahre 1876 in den Gemeinderath berufen worden ist und seine Er­fahrungen und Kenntnisse auf vielen Gebieten des öffentlichen Lebens in der eifrigsten, aufopferndsten Weise bethätigte. Sie haben ihm wiederholt Ihr Vertrauen ausgesprochen und seine Verdienste durch die Wahl in den Stadtrath anerkannt. Die allgemeine Werthschätznng und die Anerkennung für seine aufopfernde Thätigkeit aus humani­tärem Gebiete haben Ausdruck gefunden durch die Ehrenstellen, zu welchen ihn seine Mitbürger berufen haben. Er war Mitglied, dann Director der Ersten Oesterreichischen Sparkasse, Vorstand-Stellvertreter des Leopoldstädter Kinderspital-Vereines, der Kleinkinder-Bewahranstalt im II. Bezirke, Kasseverwalter des Leopoldstädter Volksküchen-Vereines, Director des Wiener Wohlthätigkeits-Vereines für Hausarme für den Bezirk Leopoldstadt, Ausschuß des Central-Krippenvereines, Ehrenmitglied des Ersten niederösterreichischen Feuerwehr- Unterstützungsvereines und Mitglied der Oesterreichischen Gesellschaft vom Rothen Kreuze u.s.w. Wir betrauern in ihm einen liebens­würdigen, treuen Collegen, einen unermüdlichen Mitarbeiter und einen echten Bürger im besten Sinne des Wortes. Ehre seinem Andenken!

An der Bahre des verstorbenen Stadtrathes Meißl wurde heute namens der Stadt Wien ein prachtvoller Mignolienkranz mit Palmen, geziert mit weißen und rothen Camelien, niedergelegt. Auf den schweren Moirébändern in den Farben der Stadt Wien (weiß-roth) prangt in großen Goldlettern die Aufschrift: „Von der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien." — Der Vor­stand des Donau-Clubs ladet die Mitglieder zur corporativen Theilnahme an dem morgen (Dienstag) Nachmittags 3 Uhr vom Trauerhause, II. Bezirk, Taborstraße Nr. 39, stattfindenden Leichenbegängnisse seines langjährigen, verdienstvollen Obmannes ein. Der Club hat an der Bahre des Verblichenen einen pracht­vollen Kranz niedergelegt.

Quelle: Text: geschichtewiki.wien.gv.at (erweitert), Bilder: www.nikles.net, Wiener Zeitung vom 26.2.1894, Seite 7.



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