Person - Franz Rienössl
Franz Rienössl (auch Rienößl), * 04.07.1853 in Wien, † 01.04.1915 in Wien, Bestattungsdatum: 04.04.1915, Offizier, Hausbesitzer, Politiker.
Zuerst Bankangestellter, von 1882 – 1899 aktiver Offizier (Oberleutnant). 1896 wurde er Bezirksrat.
Vorsteher des
IV. Wiener Gemeindebezirkes von 1897 - 1915, Bürger der Stadt Wien.
Kurator der
Niederösterreichischen Landeshypothekenanstalt.
Verheiratet seit 1884 mit Franziska (Fanny, Fanni) Schäffel.
Biografie: Franz Rienössl war des Sohn eines Gastwirts und Hausbesitzers. Er besuchte nach der Volks- und der Realschule von 1869 bis 1872 die Handelsakademie in Wien. Zunächst arbeitete er als Bankangestellter und diente von 1882 bis 1899 als aktiver Offizier in der österreichisch-
ungarischen Armee (21. Jägerbataillon, 65. Infanterieregiment, 6. Landwehrbataillon). Im Rang eines Oberleutnants zog er sich als Realitätenbesitzer ins Privatleben zurück.
Das politische Engagement Rienössls im Rahmen der Christlichsozialen Partei begann 1896, als er in die Bezirksvertretung von
Wieden gewählt wurde. Bereits im Juni des folgenden Jahres avancierte er zum Bezirksvorsteher des 4. Bezirks und blieb in dieser Funktion bis zu seinem Tod 1915. Besonders engagierte er sich für die Regulierung des Karlsplatzes, den Bau des Elektrotechnischen Instituts der Technischen Hochschule und den Bau von Schulen wie in der Waltergasse oder in der Schellinggasse. Auch die Abklärung der weiteren Nutzung des
Freihauses auf der Wieden, die Neugestaltung des
Naschmarkts sowie die Anlage oder die Erweiterung von Parkanlagen im dicht verbauten Bezirk gehen auf seine Initiative zurück.
Darüber hinaus gehörte der Politiker von 1902 bis 1915 dem
Niederösterreichischen Landtag an und vertrat
Wieden in den Jahren 1907 bis 1915 im Abgeordnetenhaus des österreichischen
Reichsrates. Er war im Vorstand verschiedener auf dem Sozial- und Gesundheitssektor tätigen Vereine.
Ehrungen:
Rienößlgasse: 1917 benannt nach dem ehemaligen Bezirksvorsteher des 4. Bezirks, Franz Rienößl. Die Gasse hieß davor Hechtengasse.
Illustrirtes Wiener Extrablatt vom 1.4.1915, Seite 18:
Heute nachts ist nach längerer schwerer Krankheit
der beliebte Bezirksvorsteher des Bezirkes
Wieden,
Abgeordneter Franz Rienößl im Alter von
62 Jahren gestorben. Er wurde im Jahre 1896 in den
Bezirksrat
Wieden gewählt und bald darauf auf den
Posten eines Vorstehers berufen. Im Jahre 1902
wurde er in den Landtag, im Jahre 1903 in den
Reichsrat gewählt, wo er wiederholt als geschäftsführender
Vorstand der christlichsozialen Vereinigung
fungierte. Um den Bezirk
Wieden hat sich Rienößl
große Verdienste erworben und viele seiner Anregungen
haben sich trefflich bewährt. Er war Besitzer
des Ordens der Eisernen Krone 3. Klasse und des Franz Josef-Ordens.
Neues Wiener Journal vom 2.4.1915, Seite 9:
(Bezirksvorsteher Rienößl gestorben.) In der
Nacht auf gestern ist hier nach längerer schwerer Krankheit der langjährige
verdienstvolle Bezirksvorsteher des
IV. Bezirkes Franz
Rienößl im Alter von 63 Jahren gestorben. Der Dahingeschiedene
kann auf ein reiches und fruchtbringendes Wirken auf
öffentlichem und humanitärem Gebiet zurückblicken. Im Jahre
1896 wurde er vom zweiten Wahlkörper des Bezirkes
Wieden in
die Bezirksvertretung entsendet und gewann das Vertrauen und
die Achtung seiner Kollegen in dem Maße, daß er bereits im
folgenden Jahre zum Bezirksvorsteher gewählt wurde, welchem
Amte er sich bis zu seinem Ableben mit vollster Hingebung
widmete. An dem Aufschwung des Bezirkes hatte er hervorragenden
Anteil. Seit dem Jahre 1902 hat er den
Bezirk im Landtag, seit dem Jahre 1913 im
Reichsrat
vertreten und die lokalen Interessen sowie die Interessen der
gesamten Stadt fanden durch, ihn stets die wärmste und eifrigste
Förderung. Infolge seines lanieren Charakters und seiner tadellosen
Haltung im öffentlichen und privaten Leben erfreute sich
Rienößl allgemeiner Hochachtung und Wertschätzung. Durch den
hohen Ernst in der Auffassung der ihm obliegenden Ausgaben,
durch sein aufrichtiges Streben, Gegensätze auszugleichen, sowie
durch taktvolles Auftreten hat er es verstanden, auch in jenen
Kreisen sich Sympathien zu erringen, welche den Strömungen des
Volkslebens sonst ferne stehen. Rienößl war auch Vorsitzender des
Ortsschulrates. Kurator der
Niederösterreichischen Landeshypothekenanstalt,
Präsident des Kuratoriums der Ignaz Singerschen Schulstiftung
usw. Für seine Verdienste um öffentliche und städtische
Interessen wurde er vom Kaiser durch die Verleihung des Ordens
der Eisernen Krone und des Franz-Josef-Ordens ausgezeichnet.
Die Gemeinde hat sein Wirken durch taxfreie Verleihung des
Bürgerrechtes gewürdigt. Die Leiche Rienößls wird im Gemeindehause,
IV., Schäfergasse 3, aufgebahrt. Die Einsegnung findet
Sonntag nachmittags 3 Uhr in der
Paulanerkirche statt. Die
Beerdigung erfolgt auf dem
Zentralfriedhof.
Weiters im Grab bestattet:
Franziska Rienössl, geb. Schäffel, * 1847, † 1922, Bestattungsdatum: 20.02.1922
Die Grabstelle (auf Friedhofsdauer) befindet sich am
Zentralfriedhof (Gruppe: 0, Reihe: 1, Nummer: 75).
Quelle: Text:
geschichtewiki.wien.gv.at, Bilder: www.nikles.net, Birgit und Peter Kainz, Wien Museum unter der Lizenz CC BY 4.0, Illustrirtes Wiener Extrablatt vom 1.4.1915, Seite 18, Neues Wiener Journal vom 2.4.1915, Seite 9.