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Jennersdorf, Denkmal Zwangsarbeiter

Das Denkmal befindet sich am Areal des ehemaligen Pulverturms (Schulstraße, Nähe Sportplatz) in Jennersdorf und erinnert an 29 jüdische Zwangsarbeiter aus Ungarn, die im März 1945 von SS-Mitgliedern ermordet wurden. Die Toten wurden in einem Massengrab neben toten Tieren - dem so genannten "Aasplatz" - begraben.

Das Mahnmal wurde auf Betreiben des Historischen Vereins "Pulverturm" errichtet. Gestaltet wurde es nach Plänen der Siegendorferin Jasmin Maria Trabichler, der Titel lautet: "245 - Minuten, Tage, Jahre". Die Einweihung erfolgte am 26. Juni 2022.

Der Entwurf für das Mahnmal besteht aus zwei Bildern sowie einer in den Boden eingelassenen Texttafel, die auf das Verbrechen hinweist. Die blaue Glasfläche gibt den Blick auf den Ort des Geschehens frei, aber durch einen Filter wie durch ein Zeitfenster.

Text auf der Infotafel neben dem Denkmal:
Im Herbst 1944 beschloss das nationalsozialistische Regime, um seinen Untergang hinauszuschieben, den Bau des "Südostwalls". Ein einfacher Erdwall von Kittsee bis Radkersburg sollte die Panzer der Roten Armee aufhalten. Für die Schanzarbeiten wurden die örtliche Bevölkerung, der "Volkssturm" und jüdische Zwangsarbeiter eingesetzt.
Die jüdischen Zwangsarbeiter hatten jahrelangen Dienst an der Ostfront, sowie einen unmenschlichen Schanzarbeitseinsatz im Raum Sopron hinter sich und waren zum Zeitpunkt ihrer Ankunft in Jennersdorf bereits sehr geschwächt. In Jennersdorf wurden sie in einer Ziegelfabrik, die keine Seitenwände hatte, in einer ehemaligen Lederfabrik, einem Meierhof, einem Waldlager, in der Volksschule, wo sich auch das Krankenrevier befand, sowie in einer Gastwirtschaft bei Grieselstein untergebracht. Unterabschnittsführer Luckmann, ein fanatischer Nationalsozialist, war verantwortlich für ihre Unterbringung, Verpflegung und medizinische Betreuung. Bei der Arbeit selbst wurden sie von bosniakischen und deutschen Angehörigen des Baubataillons "Kama" bewacht. Diese behandelten vor allem kranke und erschöpfte Juden brutal und trieben sie zur Arbeit an, wobei sich insbesondere der Bataillonsadjutant Theodor Amlinger, der der dritthöchste Dienstgrad in Jennersdorf war, Wilhelm Johann Mohr und Franz Hermann Paul hervortaten. Diese Misshandlungen waren der Bevölkerung des Ortes bekannt und wurden von dieser bisweilen offen kritisiert. Wenn Juden das erforderliche Arbeitspensum nicht erfüllten, wurden sie in die Hauptschule gebracht, wo sich auch der Stab der SS-Einheit befand, und verprügelt.

Im Feber 1945 brach in den menschenunwürdigen Lagern im Gau Steiermark Flecktyphus aus. Um eine Ausbreitung der Seuche auf die Zivilbevölkerung zu verhindern, ersuchte der NSDAP-Ortsgruppenleiter, ein Kommando für die Erschießung der Kranken bereitzustellen. Der Amtsarzt von Feldbach, Dr. Josef Schütz, sonderte in Anwesenheit der örtlichen Parteiprominenz im Krankenrevier von Jennersdorf, nach nur oberflächlicher Untersuchung, etwa dreißig kranke Juden aus. Den Selektierten wurde eine Überstellung in ein Krankenhaus versprochen. Am Nachmittag desselben Tages stellte der SS-Bataillonskommandant das Erschießungskommando zusammen, Amlinger, Paul und Mohr meldeten sich freiwillig. Um 20 Uhr erschienen Paul und Mohr im Krankenrevier und nahmen ihren Opfern, unter Misshandlungen und Beschimpfungen, die Wertgegenstände ab. Danach führten sie zusammen mit 15 bis 20 Bosniaken, die mit Spaten und Grabwerkzeugen ausgerüstet waren, die Juden zum Aasplatz. Amlinger erwartete sie dort und leitete als Ranghöchster fortan die Mordaktion, bei der es zu unmenschlichen Grausamkeiten kam. Die Juden mussten sich hinknien und es wurde - vermutlich von Paul - mit Amlingers Maschinenpistole auf sie geschossen.

Unter den Überlebenden dieser Schüsse brach Panik aus. Sie wurden teils von den SS-Führern erschossen, teils von den Bosniaken mit den Grabwerkzeugen erschlagen und danach nur oberflächlich verscharrt. Von den 29 hier ermordeten jüdischen Zwangsarbeitern sind nicht einmal die Namen bekannt.

Die Erschießungen in Jennersdorf waren keine Einzelfälle, sie fanden entlang des ganzen "Südostwalls" statt. Auch in Jennersdorf ist es zu weiteren Erschießungen gekommen.

Diese eine Tat aber wurde 1957 von Anna Koinegg angezeigt, und in der Folge vom Kriminalbeamten Hans Landauer, im Auftrag der Staatsanwaltschaft, untersucht.

Die Täter wurden in Mannheim vor Gericht gestellt, verurteilt wurde niemand, die Verfahren wurden eingestellt.

Wissenschaftlich aufgearbeitet wurden die Verbrechen während des Südostwallbaues von Dr. Eleonore Lappin-Eppel im Buch "Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen" erschienen 2010. In dem Roman "Aasplatz" von Manfred Wieninger, erschienen 2018, werden die Morde in Jennersdorf und ihre Hintergründe beleuchtet.



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