| Wissen - Fluss des Laufens - Flow
"Ich habe so etwas noch nie erlebt: Ich lief und lief, war 
irgendwie eins mit der Natur und den anderen Läufern. Ich hatte während des 
Laufens ein sonderbares Gefühl. Ich schaute nicht auf die Uhr, lief wie von 
fremder Kraft geführt die Strecke und fühlte mich dabei unendlich stark. Wenn 
ich daran denke, wie sich bei anderen langen Läufen nach einer bestimmten Zeit 
Schmerzen einstellten, so war diesmal einfach nichts von diesen Problemen 
vorhanden..." (Gernot Schauer Marathon Laufsport)
 Vielleicht kennen Sie eine solche Situation auch von einem selbst erlebten 
Ereignis oder jemand erzählte Ihnen von einem ähnlichen Phänomen, das ihm 
widerfuhr. Dies hat nichts mit den in letzter Zeit stark strapazierten Enzymen 
oder diversen Glückshormonen zu tun, die jeden Läufer bis zu einer Herzfrequenz 
von 110 oder 120 zum glückstrahlenden Juchzen bringen. Es handelt sich um einen 
Zustand, der vom amerikanischen Wissenschafter Csikszentmihalyi als "Flow" 
bezeichnet wird. Er widmet sich auch in einem eigenen Buch im Speziellen dieser 
Erlebnisform im Sport (Titel: Flow im Sport, erschienen im BI.V Verlag).
 
 Was ist Flow? Am besten wird dieser Zustand wohl durch das obige Zitat 
beschrieben. Die Übersetzung des von Csikszentmihalyi geprägten Wortes fällt 
nicht schwer und bezeichnet das ImFluss-Sein mit der momentan gegebenen 
Betätigung. Sie kennen diesen Zustand aus vielen verschiedenen Situationen des 
Lebensalltags - nur wussten Sie nicht, dass dies etwas Ähnliches wie dieser 
Flow-Zustand ist. Wenn Sie an Ihre Arbeit denken: Es gibt die Momente, in denen 
Sie, am Bürotisch sitzend, einfach locker vom Finger weg passende Worte auf den 
Bildschirm tippen können. Oder Ihnen gelingt die Herstellung eines geforderten 
Werkstückes wie von selbst. Ein anderes Mal haben Sie den Eindruck, Sie müssen 
all Ihre Gehirnwindungen benutzen, um nur den Funken einer Arbeitsleistung 
bringen zu können. Es ist zwar bekannt, dass dieser erstrebenswerte Zustand 
namens Flow. Gerade bei einer sportlichen Betätigung hervorgerufen werden kann. 
Und dennoch gelingt gerade Sportlern so selten, ein Flowerlebnis zu (er)halten.
 
 Wofür sollte es gut sein, einen Flowzustand zu erreichen? Die Antwort auf diese 
Frage ist relativ einfach. Erstens erhöht dies den Spaß an der Bewegung immens. 
Zweitens steigern Sie so Ihre Leistungskapazität, ohne dass Ihr 
Leistungsverhalten im Vordergrund steht. Denn obwohl das Erfahren von 
Erfolgserlebnissen wichtig ist, kann die ausschließliche Konzentration darauf 
den Motivationsgrad für das Laufen massiv reduzieren. Zudem bewirkt zu starke 
Konzentration auf Leistung, dass Sie die schönen Seiten des Laufens kaum mehr 
wahrnehmen. Dies führt im Weiteren zu einem Leistungsabfall. Freude und Spaß 
"erzwingt" ein Anheben der menschlichen Produktivitätsbereitschaft. Diesen 
Grundsatz haben im Übrigen bereits viele Führungskräfte erkannt. Sie versuchen, 
ein kollegiales Klima und Spaß in die Arbeitsstätte zu bringen. Zu meist nicht 
(nur) aus humanitären Gründen, sondern wegen betriebswirtschaftlicher Nutzungen.
 
 Praktische Umsetzung des Flows
 Viele kennen das Flowerlebnis ohne zu wissen, dass dies eines war. Deshalb 
folgende Übung: Versuchen Sie sich an eine Situation aus der Vergangenheit zu 
erinnern. Suchen Sie sich eine, wenn möglich, aus Ihrer bisherigen Laufkarriere, 
also entweder aus dem Training oder auch von einem Bewerb. In der ausgewählten 
Situation sollten Sie das erlebt haben, was bereits beschrieben wurde: Sie waren 
eins mit Ihrer Tätigkeit. Sie fühlten sich unverwundbar, selbstsicher. Hatten in 
sich das Vertrauen, dass alles unter Kontrolle ist und die Handlung ein Spiel 
darstellt. Also eine Situation, in der Sie mit sich und Ihrer Umwelt rundum 
zufrieden waren. Schreiben Sie diese Situation nieder. Durch das schriftliche 
Festhalten können Sie sich besser in diese vergangene Situation hineinversetzen. 
Beschreiben Sie die damit verbundenen Ereignisse so genau wie möglich: Welche 
"Umstände" begleiteten dieses Erlebnis, war es ein Bewerb, war es am Morgen oder 
am Abend, waren andere Personen anwesend; worauf war ihre Konzentration 
gerichtet, wie fühlten Sie sich nach der Handlung ...? Nachdem Sie das Ereignis 
niedergeschrieben haben, legen Sie das Schreibzeug zur Seite und stellen sich 
die Situation wie bei einem Traum real vor. Schließen Sie die Augen und gehen 
Sie nun in dieses Ereignis der Vergangenheit so exakt wie möglich rein. So 
sollten auch die Gefühle wieder auftreten, wie sie damals vorhanden waren. 
Schreiben Sie im Anschluss ein Wort oder einen Satz auf, welcher das dabei 
entstandene Gefühl am besten wiedergibt (z. B. Ich bin völlig konzentriert oder 
alles verläuft, wie ich es will, ich habe volles Vertrauen in mich, laufen ist 
einfach traumhaft ...). Versuchen Sie nun in den nächsten Tagen sich des Öfteren 
diesen Satz innerlich vorzusagen. Das Gefühl des Flowzustandes sollte dann rasch 
hochkommen, wenn die Vorstellung der vergangenen Situation intensiv genug war. 
Insbesondere dann, wenn Sie in Hinkunft ähnliche Aktivitäten wie in der 
Vorstellung ausüben.
 
 Sie finden im Folgenden einige Hinweise darüber, worauf zu achten ist, um den 
Flowzustand kennen zu lernen:
 
 
  Nicht der Erfolg steht im Vordergrund, sondern die Handlung selbst: Wie 
bereits erwähnt, ist das Streben nach Erfolg nur eines von mehreren Motiven. Die 
Suche nach Leistungssteigerung ist zwar ein durchaus legitimes Motiv, aber es 
sollte eben nicht das einzige sein. Stellen Sie sich vor, Sie würden ständig 
daran denken, die anderen oder auch sich selber schlagen zu wollen. Mit der Zeit 
würde der diesbezügliche Ehrgeiz die Freude am taufen gänzlich verschwinden 
lassen. Eine Voraussetzung, unter der ein Flowerlebnis nicht gemacht werden 
kann. Und es wird somit auf ein Element verzichtet, welches in sekundärer 
Wirkung positiv leistungsbeeinflussend wirkt. 
 
 
  Finden Sie die Balance zwischen persönlicher Herausforderung und Können: Csikszentmihalyi führt als eine Bedingung das Finden dieses Gleichgewichts an: 
Wenn die Herausforderung zu gering ist, dann langweilt Sie womöglich die 
bevorstehende Handlung. Sollte sie allerdings derart hoch sein, dass Sie sie 
wohl kaum erreichen werden, dann kann die Aktion von Misserfolgsangst oder auch 
Resignation begleitet sein. Dies wiederum führt zu einem Leistungsverfall. Es 
wurde bereits im Zuge der sportpsychologischen Erörterungen in LAUFSPORT des 
Öfteren auf die Bedeutung einer anspruchsvollen Zielbildung für die eigene 
Leistung hingewiesen. Sie ist Grundlage einer zu bringenden Leistung. Der hier 
dargelegte Aspekt untermauert diesen Ratschlag: Einerseits sollten Sie Klarheit 
darüber besitzen, was erreichbare Leistungsgrenzen von Ihnen sind. Andererseits 
bedarf es ebenso genauer Definitionen Ihrer Ziele als auch einer klaren 
Strukturierung in Unterziele. 
 
  Kontrollieren Sie häufig Ihren momentanen 
"Ist-Stand"; ob dieser dem Zielweg 
entspricht, oder ob Sie davon weit entfernt sind. In letzterem Fall müssen Sie 
entweder Ihr Ziel modifizieren oder auch Ihre Strategie zur Zielerreichung 
ändern. Dazu ein Beispiel: Ein Mann um die 35 trainiert seit einem Jahr nach dem 
momentan so heiß gelobten und anatomisch nicht wirklich nachvollziehbaren 
Prinzip des Vorfußlaufens (Es sei denn, es handelt sich um einen Weg bergauf). 
Zugleich trägt selbiger Mann die Vision in sich, mit dieser Trainingsstrategie Ironman zu werden. Es hat sich allerdings mit der Zeit ein Frust eingestellt, da 
kaum Entwicklungen zu bemerken waren. Dem aufmerksamen Leser wird sofort 
auffallen, dass eben wegen dieses Vorfußlaufens keine Fortschritte gemacht 
werden können. Dies ist richtig und zugleich genau der Grund, weshalb sich bei 
dieser Person im momentanen Zustand kein Flowerlebnis einstellen kann. Hinzu 
kommt, dass der geschilderten Person versprochen wurde, durch das Vorfußlaufen 
ein Glücksgefühl zu finden, was sie bisher nicht gekannt hatte. Doch dieses 
Glücksgefühl hat sich all die Laufmonate nicht eingestellt ... Der Mann muss 
eine Änderung des Laufstils und eine systematische Trainingsplanung durchführen, 
um sich dem angestrebten Ziel anzunähern. Wie bereits angeführt: Auch 
Selbstsicherheit ist Bedingung für den Flowzustand: Sie müssen also eine innere 
Überzeugung besitzen, dass Sie das angestrebte Ziel erreichen können. Zudem ist 
die Strategie zur Zielerreichung dementsprechend auszurichten. 
 
  Sind diese Vorbedingungen gegeben, dann fällt es Ihnen erstens umein 
Vielfaches leichter, sich auf die Zielhandlung selbst zu konzentrieren. Sie 
werden nicht wegen aufkommender Selbstzweifel mit inneren Fragen: "Schaffe ich 
das überhaupt?" gequält, die Sie von der Konzentration auf das Ereignis 
ablenken. Zudem ist ein Effekt des Flowzustandes, dass Sie zwar hoch 
konzentriert auf die Handlung sind, aber dennoch wie vom Instinkt geführt die 
Bewegungsabläufe richtig durchführen. Ein weiteres Kriterium, das zu einer 
Leistungssteigerung führt, ohne die Aufmerksamkeit auf die Leistung selbst zu 
richten. 
  
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